Ein Forschungsprojekt der Abteilung Landesgeschichte am Historischen Seminar*
I. Über den Stand der Burgenforschung am südlichen Oberrhein
Um die Erforschung der mittelalterlichen Burgen am badischen Ufer des Oberrheins und im Südschwarzwald ist es schlecht bestellt. Im großen und ganzen verharrt die wissenschaftliche Burgenkunde auf einem Stand, den Julius Naeher und Heinrich Maurer mit dem Werk »Die altbadischen Burgen und Schlösser des Breisgaus« (21896)1 und Eduard Schuster in seinem Buch »Burgen und Schlösser Badens: Der Breisgau« (1908)2 grundgelegt haben. Die 1940 in der von Friedrich Metz herausgegebenen Schriftenreihe des Alemannischen Instituts erschienene Freiburger Dissertation »Die Burgen des mittelalterlichen Breisgaus«3 von Alfons Kohler aus der Schule Theodor Mayers konnte diese Ansätze unter vorwiegend landeskundlich-historischen Aspekten erweitern. Mit einem Umfang von rund hundert Seiten darf dieses Buch neben den bereits darauf gründenden Schriften Joseph Schlippes heute noch immer als das wichtigste Werk zum Thema mittelalterlichen Burgenbaus im Breisgau gelten. Kohlers Ziele mögen die einleitenden Bemerkungen verdeutlichen: »Es ist Aufgabe der... Arbeit, die Burgen im Breisgau auf ihre einstige Bedeutung zu untersuchen. Ich habe in den Kreis meiner Betrachtungen nur die Burgen gezogen, deren Existenz und Geschichte durch sichere Quellen, Urkunden oder Berichte zeitgenössischer Schreiber unter dem Namen Castrum, wighafter bu, vesti, Schloß verbürgt sind, auch wenn heutzutage kein Stein mehr ihr einstiges Dasein verrät. Dagegen liegen die Burgen außerhalb der Betrachtung, deren frühere Existenz uns vielleicht noch Mauerreste oder sogar nur noch Flurnamen verraten, die aber durch schriftliche Quellen nicht faßbar sind.« Ein knappes Hundert Burgen bezog Kohler in seine Ausführungen ein. Acht Burgen seien im 11., 21 im 12., je 24 aber im 13. bzw. 14. Jahrhundert erbaut worden. Die Arbeit will, so heißt es weiter in der Einleitung, »die Beziehungen aufweisen, welche die Burgen mit der Landschaft gehabt haben, in der sie sich erhoben, und feststellen, welches die Ursachen gewesen sind, die zu ihrer Entstehung geführt haben, und welchen
* S. den Nachtrag unter Anm. 165.
1 Erschienen in Emmendingen 1884, 2., verb. u. erw. Aufl. 1896, ND Freiburg i. Br. 1981; ferner: Julius NAEHER, Die Burgenkunde für das südwestdeutsche Gebiet (München 1901; ND Frankfurt/Main 1979).
2 Erschienen in Karlsruhe 1908.
3 Alfons KOHLER, Die Burgen des mittelalterlichen Breisgaus. Quellennachrichten über Entstehung, Besitzverhältnisse, militärische und wirtschaftliche Bedeutung der Breisgauer Burgen (Diss. phil. Freiburg i.Br. 1940). - Ferner Joseph SCHLIPPE, Burgen im Breisgau (Oberrheinische Heimat 28, 1941: Der Breisgau) S. 126-72; DERS., Burgen der Zähringer (Badische Heimat 39, 1959) S. 273-312; Wilhelm Arnold TSCHIRA, Wasserburgen im Breisgau (ebd. 16, 1929) S. 165-77; C(hristian). A. MÜLLER, Burgen und Schlösser im Markgräflerland (Das Markgräflerland, hg. von Wolfgang MÜLLER = Veröffentlichung des Alemannischen Instituts 24, Bühl/Baden 1969) S. 89-134 (Kohlers Arbeit nicht genannt).
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Einfluß diese Burgen auf die Entstehung eines Territoriums gehabt haben. Die Gründe, die zu ihrer Entstehung beigetragen haben, können jedoch nur dann mit einiger Sicherheit erfahren werden, wenn man das politische Streben und Trachten ihrer Gründer zu erforschen sucht. Bei dieser Betrachtungsweise wird sich auch ergeben, ob bei diesen Burgen gewisse Merkmale auftreten, die vielen Burgen gemeinsam sind, und ob man darüber hinaus auch verschiedene Burgentypen nach ihrer militärisch-wirtschaftlichen Bedeutung unterscheiden kann. Diese Überlegungen führen zur Betrachtung der einzelnen Adelsgeschlechter«4. Demgemäß gliederte Kohler das Buch in sechs Kapitel und behandelt die »Burgenpolitik« der wichtigsten weltlichen Herrschaften im Breisgau vom 12. bis ins 14. Jahrhundert, nämlich der »Herzoge von Zähringen«, der Herren von Üsenberg, von Schwarzenberg, der Markgrafen von Hachberg/Sausenberg und der Herren von Rötteln sowie der Stadt Freiburg und schließlich der »Herzoge von Osterreich«.
Exemplarischen Einblick in die Arbeitsweise Kohlers gewährt etwa seine Kartierung der breisgauischen Zähringerburgen5. Die schwarz gefüllten Kreise bezeichnen Orte, wo Kohler den urkundlich bezeugten zähringischen Ministerialen eine Burgstelle zuordnen konnte, leere Kreise indessen Orte, wo zwar Ministerialen, jedoch keine Burg namhaft zu machen war6. Dies weist auf ein Hauptproblem der Arbeit hin, das Kohler in seiner oben zitierten Einleitung selbst angesprochen hat: die Beschränkung auf schriftlich klar bezeugte Burgstellen. Infolgedessen bezieht das Buch noch nicht einmal die Hälfte der ehemaligen Burgstellen im mittelalterlichen Breisgau ein, wie wir anhand unserer Materialsammlung bereits abschätzen können.
Im gewählten Arbeitsgebiet, dem mittelalterlichen Breisgau, ist den bisherigen Recherchen zufolge mit über 200 Burgstellen zu rechnen, während Kohler nur mit einem knappen Hundert operierte - und dies innerhalb eines geographischen Rahmens, der über den unseren weit hinausgreift, insbesondere nach Osten in den Schwarzwald und die Baar sowie nach Norden in die Ortenau7. In den genannten Landschaften stünde - so kann man gleich weiter folgern - zusammengenommen eine derart hohe Zahl von Burgstellen zu erwarten, daß ein auf vollständige Sammlung zielendes Forschungsvorhaben angesichts der Ausstattung der Abteilung Landesgeschichte von vornherein in Frage gestellt wäre. Insofern steht die offenbar dichte Besetzung der mittelalterlichen Landschaft am Oberrhein mit Burgen in unmittelbarem Zusammenhang der Problematik einer historischgeographischen Eingrenzung unseres Vorhabens. Wie noch näher auszuführen sein wird, erscheint es sinnvoll, den mittelalterlichen Breisgau als groben Rahmen zu wählen. An dessen Grenzen soll sich das Forschungsprojekt der Landesgeschichte orientieren8. Unsere bisherige Arbeit hat ferner gezeigt, daß sich dieser Rahmen an der Obergrenze des mit unseren Mitteln zu Leistenden bewegt. Wenn in unserer Sammlung von über 200 Burgstellen die eine oder andere Burg noch fehlen mag, bis sie vielleicht durch Prospektion am Boden oder aus der Luft und entsprechende Quellenstudien ermittelt wird, so scheint mittlerweile doch die überwiegende Mehrzahl der Plätze erfaßt zu sein, denn die genannten, vorläufigen Resultate nehmen sich im Vergleich mit dem angrenzenden Elsaß, den Schweizer Kantonen beider Basel, des Aargaus und Solothurns weit realistischer aus als
4 KOHLER (wie Anm. 3) S. 9.
5 Ebd., S. 11 mit Abb. 1; vgl. die knappen Bemerkungen bei SCHLIPPE, Burgen der Zähringer (wie Anm. 3) S. 290f.; jetzt auch: Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 53-6 Nr. 32.
6 Nach Eduard HEYCK, Geschichte der Herzoge von Zähringen (Freiburg i.Br. 1891; ND Aalen 1980) S. 539-59.
7 Vgl. beispielsweise KOHLER (wie Anm. 3) S. lOff.
8 Zur Begründung s. unten S. 242 ff.
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Kohlers knappes Hundert kartierter Burgen, von denen er übrigens nur einen Teil auch näher behandelt hat.
So verzeichnet beispielsweise der 1976 erschienene »Dictionnaire des chäteaux de l' Alsace medievale« 455 mittelalterliche Burgen und Burgstellen im Elsaß9 - in einem Gebiet also, das etwa die doppelte Fläche des alten Breisgaus umgreift. Dies mag einmal mehr verdeutlichen, wie weit die Forschung auf der deutschen Seite des Oberrheins ins Hintertreffen geraten ist. Das Handbuch wendet sich sowohl an den Wissenschaftler als auch an den interessierten Burgenfreund, für beide erweist es sich als brauchbar und nützlich. Ziel der Autoren war ein möglichst lückenloses Verzeichnis der mittelalterlichen Burgen im Elsaß, was wohl kaum gelungen wäre, hätte nicht Joelle Burnouf zur gleichen Zeit die Niederungsburgen vom Typ der »Motte«, also mit künstlich aufgeschüttetem Burghügel, ermittelt und zusammengestellt10, die erheblich schwieriger zu erfassen sind als die Ruinen der Höhenburgen. So liegt mit dem >Dictionnaire< seit geraumer Zeit ein moderner Katalog der elsässischen Burgen und Burgstellen vor, dessen Brauchbarkeit allenfalls durch die nur sehr summarisch vermerkten Quellen und Literaturangaben eingeschränkt wird.
Neben diesem Handbuch kann das Elsaß auch auf dem Feld der Burgenarchäologie beachtliche Erfolge verzeichnen. Seit einigen Jahren sind, um nur ein Beispiel zu nennen, Ausgrabungen in einer landesgeschichtlich interessanten Niederungsburg nahe der Dorfwüstung Butenheim bei Ottmarsheim11 im Gange, worüber bereits mehrere Vorberichte und eine umfangreiche Zwischenbilanz vorliegen12. Auch das ist bezeichnend für die Situation der Burgenforschung in unserem Arbeitsgebiet, denn Butenheim führt klar vor Augen, daß man auf dem französischen Rheinufer, wo es um die Mittelalterarchäologie traditionell nicht zum besten stand, heute gegenüber dem Breisgau einen weiten Vorsprung gewonnen hat. Ganz ähnliches ist ferner hinsichtlich der Erforschung von Burgruinen im
9 Hg. von Charles-Laurent Salch - Dominique Martinez (Strasbourg 1976); der >Dictionnaire< wurde erarbeitet im >Centre d'Archeologie Medievale de Strasbourgs<; ferner Charles-Laurent Salch - Joelle Burnouf - Jean-Francois Finö, L'Atlas des Chäteaux-Forts en France (Strasbourg 1977), und Robert Will - Paul Schmitt - Jean Wirth - Charles-Laurent Salch, Chäteaux et guerriers de l'Alsace medievale (Strasbourg 1975), schließlich Jean Wirth, Les chäteaux-forts alsaciens du XIIe au XIVC siecle. Etüde architecturale 1 (Strasbourg 1975); vgl. auch die bei Werner Goez, Das Leben auf der Ritterburg (Mentalität und Alltag im Spätmittelalter, hg. von Cord Meckseper - Elisabeth Schraut, Göttingen 1985, S. 9-33) S. 14 f. für Oberfranken genannten Zahlen. - Zahlreiche Hinweise auf neuere Forschungen über Burgen im Elsaß bietet Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10). Mehr auf den Bedarf der Wanderer und Ausflügler zugeschnitten sind die Burgenführer von Alain Morley - Roland Recht, Le Guide des chäteaux de France 67/68: Bas-Rhin/Haut-Rhin (Paris 1981); Ferdinand Mehle, Die Burgruinen der Vogesen auf Wanderwegen von der pfälzischen Grenze bis Beifort (Kehl 1986). - Bildband: Stauferburgen am Oberrhein (Karlsruhe 1977).
10 Joelle Burnouf, La motte castrale: structures particulieres de l'habitat seigneurial en Alsace au moyen äge (These de 3e cycle, Strasbourg 1978; Masch.); Dies, (wie Anm. 89); jetzt Dies., Les mottes castrales en Alsace (Revue d'Alsace 111, 1985) S. 3-45; Forts. Bd. 112, 1986); Bernhard Metz, Les mottes castrales en Alsace. Quelques complements (Revue d'Alsace 113, 1987) S. 57-79; vgl. Salch, Dictionnaire (wie Anm. 9) S. 12 f.
11 Ebd., S. 55f. Nr. 53.
12 Vorbericht zuletzt: Joelle Burnouf, Butenheim, bilan de la campagne 1985, avec la collaboration de Marc Levy, Jean-Jacques Schwien, Jacques Wilhelm (Annuaire de la Societe d'Histoire Sundgauvienne 1985) S. 31-47; umfangreicher Zwischenbericht: Butenheim: une motte castrale en Alsace. Bilan de quatre campagnes de fouilles archeologiques (Annuaire de la Societe d'Histoire Sundgauvienne, Numero Special 1986) ; ferner haben Frau Burnouf und Herr Metz im Rahmen des 2. Internationalen Colloquiums zur oberrheinischen Geschichte 1987 mit dem Thema »Frühe Burgen am Oberrhein« über: »Die Erstanlage von Butenheim - historisch und archäologisch betrachtet«, gesprochen.
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Elsaß festzustellen. Darum bemühen sich nämlich seit einigen Jahren der Berliner Kunsthistoriker Thomas Biller und der Straßburger Historiker Bernhard Metz im Rahmen eines breitangelegten, interdisziplinären Projekts, das die wissenschaftliche Erfassung von rund 80 Burgruinen vor allem unter bau- und landesgeschichtlichen Aspekten anstrebt13. Zugegeben, der gute Erhaltungszustand vieler Elsässer Burgen, die Tatsache, daß dort viele Ruinen noch bis zum Dachansatz aufrechtstehen und ihre reiche bauplastische Ausstattung bewahren konnten, fordert solche Untersuchungen geradezu heraus - ein Vorhaben, das auf der badischen Seite des Rheines angesichts der um vieles schlechter erhaltenen Burgen längst nicht so attraktiv wäre. Die Arbeiten von Biller und Metz versprechen neben kunstgeschichtlichen Erkenntnissen reichen landesgeschichtlichen Ertrag, insbesondere zum Thema des hochmittelalterlichen Landesausbaus im Elsaß, denn die Zusammenschau des meist unveröffentlichten Quellenmaterials aus den Archiven und der Ergebnisse gründlicher Bauanalysen der Burgruinen führt beispielsweise zu gesicherten Datierungen, ist, kurz gesagt, landesgeschichtliche Grundlagenforschung. In der soeben erschienenen Dissertation Billers über die Burgengruppe Windstein zeichnen sich Perspektiven dieses interdisziplinären Projekts an einem Ausschnitt des Arbeitsgebietes bereits ab 14. Erscheinen soll das Werk beim Alemannischen Institut in Freiburg.
Während die Burgenarchäologie im Breisgau nahezu ruht - es ist hier in jüngerer Zeit keine einzige Burgstelle in größerem Umfang und planmäßig ausgegraben15 - kann das Elsaß in dieser Hinsicht manche Fortschritte verzeichnen. Von der Grabung in der Niederungsburg Butenheim bei Ottmarsheim im Sundgau war schon die Rede. Es handelt sich hier um einen bedeutenden und frühen Adelssitz im hochmittelalterlichen Elsaß, landesgeschichtlich gesehen um einen Zentralort der frühen Habsburger, was mit der Erwähnung des nur wenige Kilometer entfernten Nonnenklosters Ottmarsheim und mit der Tatsache, daß Graf Otto von Habsburg 1111 in Butenheim ermordet wurde, nur angedeutet sei16. Noch bemerkenswerter scheint die große Zahl von Burgengrabungen in
13 Thomas Biller - Bernhard Metz, Interdisziplinäre Zusammenarbeit von Historiker und Architekt zur Erforschung der mittelalterlichen Adelsburg an elsässischen Beispielen (Vortrag im Rahmen der Elsaß-Reihe des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br. im Wintersemester 1983/84 am 23. November 1983).
14 Thomas Biller, Die Burgengruppe Windstein und der Burgenbau in den nördlichen Vogesen. Untersuchungen zur hochmittelalterlichen Herrschaftsbildung und zur Typenentwicklung der Adelsburg im 12. und 13. Jahrhundert (30. Veröffentlichung der Abteilung Architektur des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln, 1985); ferner: Ders., Die >Ottrotter Schlössen< Teil 2: Burg Rathsamhausen (Burgen und Schlösser, 1975) S. 68-87; Ders., Bemerkungen zu Bestand und Entwicklung der Hohkönigsburg im 12. und 13. Jahrhunden (ebd. 1979) S. 2-10; Ders., Architektur der Defensive - die Entwicklung der Adelsburg im Elsaß 1150-1250 (Bauwerk und Bildwerk im Hochmittelalter. Anschauliche Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte, hg. von Karl Clausberg - Dieter Kimpel - Hans-Joachim Kunst - Robert Suckale = Kunstwiss. Untersuchungen des Ulmer Vereins 11, Gießen 1981) S. 55-86; Ders., Die Entwicklung der hochmittelalterlichen Adelsburg im Elsaß im 12. Jahrhundert (Koldewey-Gesellschaft. Bericht über die 30. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 24.-28. Mai 1978 in Colmar/Frankreich, Bonn 1980) S. 86-92. - Weitere Informationen über dieses interdisziplinäre Burgenforschungsprojekt verdanke ich Herrn Bernhard Metz, Straßburg; vgl. jetzt: Bernhard Metz, L'etat de nos connaissances sur l'architecture des chäteaux-forts Alsaciens (Saisons d'Alsace 27, 1983) S. 11-26 (mit Bibliographie).
15 Nachtrag: Mittlerweile ist beispielsweise am Isteiner Klotz gegraben worden: Peter Schmidt-Thome, Eine Grottenburg am Isteiner Klotz, Gemeinde Efringen-Kirchen, Kreis Lörrach (Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 60, 1987) S. 42-47.
16 Die ältesten Urkunden von Allerheiligen in Schaffhausen, Rheinau und Muri, hg. von Franz Ludwig Baumann - Gerold Meyer von Knonau - Martin Kiem (Quellen zur Schweizer Geschichte III/3, Basel 1883) S. 40; Regesta Habsburgica. Regesten der Grafen von Habsburg und der Herzoge von Österreich aus dem Hause Habsburg 1, bearb. von Harold Steinacker (Publikationen des Instituts für österreichische
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der benachbarten Schweiz. Ihnen verdanken wir entschieden neue Einblicke in die Frühgeschichte der Adelsburg, so daß die Burgenforschung der Regio heute auf den in der Schweiz gelegten Fundamenten aufbauen muß. Dort vertritt ein renommierter, mittlerweile über ein halbes Jahrhundert herangewachsener »gesamtschweizerischer« Burgenverein17 nicht nur das populäre Interesse am Wanderziel Burgruine, sondern auch - und dies verdient besondere Hervorhebung - die Belange einer breit angelegten und wissenschaftlich seriösen Burgenforschung, die interdisziplinärer Zusammenarbeit gegenüber aufgeschlossen ist. Davon zeugt vor allem die ansprechende, mittlerweile elf Bände umfassende Schriftenreihe des Vereins, die »Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters«, in der nicht nur Berichte über Schweizer Burgengrabungen, sondern auch kulturgeschichtlich übergreifende Themen, wie »Herd und Ofen im Mittelalter« Raum fanden18. Die »Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins«, eine zweimonatlich erscheinende Zeitschrift, informieren über aktuelle Grabungen, Bauforschungen, Veranstaltungen, Ausstellungen und gelegentlich auch über zum Kauf angebotene Burgen.
Auf nationaler Ebene wurden die Burgen unseres südlichen Nachbarlands seit 1974 in der »Burgenkarte der Schweiz« verzeichnet19. Erschienen sind vier Kartenblätter, jeweils mit ausführlichem Beiwort20. Die Karten sprechen zwar vor allem den interessierten Laien und den Burgenfreund an, sind aber daneben durchaus für wissenschaftliche Zwecke brauchbar. Zur Burgenkarte der Schweiz treten nationale und regionale Burgenbücher: etwa das kürzlich erschienene »Burgenbuch von Graubünden« aus der Feder von Otto P. Clavadetscher und Werner Meyer21, entstanden in vorbildlicher landesgeschichtlich-
Geschichtsforschung, Innsbruck 1905) S. 12 Nr. 31; vgl. Oswald Redlich, Rudolf von Habsburg. Das deutsche Reich nach dem Untergange des alten Kaisertums (Innsbruck 1903; ND Aalen 1965) S. 11. Der heute wüste Ort mit der markanten Niederungsburg lag im Kern des Sundgauer Habsburger Besitzes: Aloys Schulte, Geschichte der Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten (erg. Sonderausgabe aus den Mittheilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 7/8, Innsbruck 1887) S. lff. und die >Karte der habsburgischen Besitzungen am Oberrhein von den ältesten Zeiten bis 1648< (nach S. 152); vgl., jetzt den Ausstellungskatalog: Die Zeit der frühen Habsburger. Dome und Klöster 1279-1379 (Kataloge des Niederösterreichischen Landesmuseums NF 85, Wien 1979) S. 348 f. (mit Hinweisen) sowie die Karte S. 500f. - Zur Burg Butenheim vgl. die oben Anm. 11-12 genannte Lit. sowie Wilsdorf (wie Anm 157) S.64f.
17 Der Verein feierte im Jahre 1977 sein 50-jähriges Bestehen: Werner Meyer, 50 Jahre Schweizerischer Burgenverein. Rückschau und Standortbestimmung (Schweizerischer Burgenverein 1927-1977 = Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 50, 1977, Heft 4) S. 77-80; ferner: Burgen aus Holz und Stein. Burgenkundliches Kolloquium in Basel 1977 (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 5, Ölten - Freiburg i. Br. 1979) S. 7-9 (Geleit und Vorwort): Der Band steht unter dem Motto >50 Jahre Schweizerischer Burgenverein<. - Besonders in der Nordschweiz kann auch die Burgenarchäologie auf eine längere Tradition zurückblicken, vgl. etwa Hugo Schneider, Adel - Burgen - Waffen (Monographien zur Schweizergeschichte 1, Bern 1968) S. 70 ff. mit Angaben über Einzelberichte S. 96; zu denken wäre auch an die Burgengrabungen etwa von K. Heid. - Über die internationale Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Burgenvereine das Heft Nr. 2 der Zeitschrift Arx. Burgen und Schlösser in Bayern, Österreich und Südtirol (Jg. 1984) Editorial S. 3.
18 Beispielsweise Bd. 7 der Reihe: Jürg Tauber, Herd und Ofen im Mittelalter. Untersuchungen zur Kulturgeschichte am archäologischen Material vornehmlich der Nordwestschweiz (9.-14. Jahrhundert.
19 Thomas Bitterli-Waldvogel, Burgenkarte der Schweiz 1974-1985. Konzept und Grundlagen (Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 58, 1985) S. 46-51.
20 Burgenkarte der Schweiz, Blatt 1: Nordwestschweiz, Jura und Neuenburg (1976/78); Blatt 2: Ostschweiz, Zentralschweiz und Teile des nördlichen Bündnerlandes (1978); Blatt 3: Westschweiz und Wallis (1974/78); Blatt 4: Graubünden und Tessin (1985), hg. vom Bundesamt für Landestopographie, Wabern.
21 Das Burgenbuch von Graubünden, hg. von Otto P. Clavadetscher - Werner Meyer (Zürich -Schwäbisch Hall 1984); vgl. ferner: Maria-Letizia Boscardin - Werner Meyer, Burgenforschung in
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burgenkundlicher Zusammenarbeit auf der Basis des gleichnamigen, 1930 in Zürich erschienenen Werks von Erwin Poeschel. Eine Auswahl der schönsten Burgen der Eidgenossenschaft präsentiert das »Große Burgenbuch der Schweiz«22, und unter dem Titel »Burgen von A bis Z« hat Werner Meyer 1981 ein Burgenlexikon der Regio Basel herausgegeben23, das auch für den südlichen Teil des alten Breisgaus heute den besten Informationsstand bereithält24. Unsere kurze Umschau im benachbarten Ausland unterstreicht noch einmal die desolate Situation im badischen Oberrheingebiet. Im Hinblick auf die Erforschung der Burgen bildet der Breisgau das Schlußlicht der genannten Landschaften.
Gegen dieses Urteil könnte man nun freilich einwenden, daß doch auch im deutschen Teil des Dreiländerecks fast jedes Jahr neue Burgenbücher erscheinen, um nur einige zu nennen: »Burgen im südlichen Baden« (1979)25, »Burgen einst und jetzt« (1984)26, »Burgen und Schlösser in Südbaden« (1984)27. Außerdem erleben ältere Werke wie Naehers »Burgenkunde für das südwestdeutsche Gebiet« Nachdrucke28 und scheinen erneut großen Anklang zu finden. Daß solche Reprints offensichtlich in eine Marktlücke stoßen, weist einmal mehr auf das beträchtliche Interesse an unseren mittelalterlichen Burgen, dem
Graubünden (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 4, Ölten -Freiburg i.Br. 1977). - Als weiteres Beispiel einer schweizerischen >Burgensammlung< auf kantonaler Ebene sei genannt das Werk von Emil Stauber, Die Burgen des Bezirkes Winterthur (285. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, 1953); Die Burgen und adeligen Geschlechter der Bezirke Zürich, Affoltern und Horgen, nach einem Manuskript von Dr. Emil Stauber, bearb. von Dr. Paul Pfenninger (Basel 1955); dazu Paul Kläui, Hochmittelalterliche Adelsherrschaften im Zürichgau (Mitteilungen der Antiquarischen Geselllschaft in Zürich 40 = 124. Neujahrsblatt, 1960); über denkmalpflegerische und archäologische Maßnahmen auch an den Burgen des Kantons Zürich berichtet in vorbildlicher Weise: Zürcher Denkmalpflege (Berichte 1-9, 1958/59-1979, zuletzt erschienen: Bericht 10/2, Zürich 1989). - Ein Beispiel für die Bearbeitung einer mittelalterlichen >Burgenlandschaft< der Schweiz gibt der Sammelband: Die Grafen von Kyburg. Kyburger-Tagung 1980 in Winterthur (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 8, Ölten - Freiburg i.Br. 1981), darin der Beitrag von Werner Meyer, Der Burgenbau im kyburgischen Machtbereich (S. 69-85). - Ein Seitenblick auf das dem Bündnerland benachbarte Tirol: Tiroler Burgenbuch 7: Oberinntal und Außerfern, hg. von Oswald Trapp - Magdalena Hörmann-Weingartner (Bozen - Innsbruck - Wien 1986), sowie Martin Bitschnau, Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1300. Grundlagen zu ihrer Erforschung (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. KL, Sitzungsberichte 403 = Mitteilungen der Kommission für Burgenforschung und Mittelalter-Archäologie, Sonderbd. 1, Wien 1983); Vorarlberg und Liechtenstein: Andreas Ulmer, Die Burgen und Edelsitze Vorarlbergs und Liechtensteins (Dornbirn 1925; ND 1978); allg. für Österreich: Michael Mitterauer, Burg und Adel in den österreichischen Ländern (Die Burgen im deutschen Sprachraum 2, wie Anm. 37) S. 353-385.
22 Hg. von Werner Meyer - Eduard Widmer (Zürich 1977; 4. Aufl. 1981).
23 Burgen von A bis Z. Burgenlexikon der Regio, hg. von Werner Meyer (Basel 1981).
24 Vgl. die Liste ausgewählter südbadischer Burgen ebd. S. 3, sowie das Urteil von Metz (wie Anm. 14) S.26: >W.Meyer<.
25 Helmut Bender - Karl-Bernhard Knappe - Klauspeter Wilke, Burgen im südlichen Baden (Freiburg i. Br. 1979).
26 Gerhardt Hauptmann, Burgen einst und jetzt. Burgen und Burgruinen in Südbaden und angrenzenden Gebieten (Konstanz 1984); Bd. 2 (Konstanz 1987); die Burgenartikel des Werks geben unter anderem praktische Hinweise für den Ausflügler und (gelegentlich recht phantasievolle) Rekonstruktionsskizzen; sie waren zuvor in loser Folge in der Konstanzer Tageszeitung >Südkurier< erschienen (seit 1980). -Hauptmanns Büchern macht jetzt Konkurrenz: Rainer Kiewat, Ritter, Bauern und Burgen im Hegau. Eine Chronik (Hegau-Bibliothek 46, Konstanz 1986).
27 Robert Feger, Burgen und Schlösser in Südbaden (Würzburg 1984); dazu die Rez. von Klauspeter Wilke (Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins: >Schau-ins-Land< 104, 1985) S. 306f. - Soeben erschienen: Volker Himmelein, Burgen und Schlösser im Schwarzwald (Stuttgart 1985).
28 Vgl. oben Anm. 1.
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die neuen, teils wenig attraktiv aufgemachten Burgenbücher nur unzureichend entgegenkommen. So förderlich die neuen Burgenbücher dem allgemeinen Wissen um die Denkmäler adligen Lebens im Mittelalter sein mögen: Sie leiden hierzulande vor allem am Stillstand der Burgenforschung. Den Autoren bleibt oft nicht viel anderes übrig, als das bereits in den Burgenkunden und Denkmälerinventaren der Jahrhundertwende niedergelegte Material und Wissen neu aufzuputzen oder gar bloß wieder abzudrucken29. Gerade weil in der Schweiz und im Elsaß mittlerweile professionelle Burgenarchäologie betrieben wird, konnte dort in den neuen Handbüchern ein bemerkenswerter Weg zwischen wissenschaftlich kompetenter und allgemein verständlicher Darstellung gefunden werden. Die eben gestreiften Werke aus unseren Nachbarländern atmen den Geist lebendiger Forschung, sie haben Neues zu bieten, namentlich auch Ergebnisse moderner Burgenarchäologie. Nicht zuletzt deshalb scheinen sich dort verlegene Rückgriffe auf romantisches Gedankengut zu erübrigen, wie sie in neueren südbadischen Burgenbüchern manchmal anklingen30. Und es ist interessant, daß gerade von der Schweiz, wo die nationale Geschichte ein festes, der Entzauberung nicht leicht zugängliches Bild von Burg und Adel bereitzuhalten scheint, wo die Themen »Burg« und »Adel« jedenfalls nur wenig positiven historischen Identifikationswert beinhalten31, in den vergangenen Jahrzehnten die fruchtbarsten Impulse zur Erforschung der mittelalterlichen Burg ausgegangen sind32.
II. Zielsetzung und Eingrenzung des Projekts: Gegenstand - Raum - Zeit
Die Zielsetzung des Burgenprojekts der Abteilung Landesgeschichte ergibt sich unmittelbar aus dem eben skizzierten Forschungsstand im südbadischen Oberrheingebiet: Da ein heutigen Ansprüchen genügender Katalog der Burgen fehlt, wird die Erfassung und Sammlung der Burgstellen eines im folgenden noch genauer einzugrenzenden Arbeitsgebiets vorrangig sein. Der projektierte Katalog könnte durchaus ähnlich angelegt und
29 Ein Beispiel: Bender - Knappe - Wilke (wie Anm. 25) S. 176-80 (Burg Staufen) folgen der Baubeschreibung in: Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch, bearb. von Franz Xaver Kraus (Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden 6, Tübingen - Leipzig 1904) S. 478-80, denn seither ist über die Baugeschichte der Ruine, die zu den besterhaltenen Höhenburgen Südbadens gehört, kaum mehr geforscht worden: Die Zähringer. Anstoß und Wirkung, hg. von Hans Schadek - Karl Schmid (Veröffentlichungen zur Zähringerausstellung II, hg. vom Archiv der Stadt Freiburg i. Br. und der Landesgeschichtlichen Abteilung des Historischen Seminars der Albert-Ludwigs-Universität, Sigmaringen 1986 = Katalog zur Ausstellung; im folg. zit.: Die Zähringer 2) S.59ff. Nr. 36.
30 S. etwa Bender - Knappe - Wilke (wie Anm. 25) Vorsatzblatt (Zitate von Josef Bader, 1844; Ortega y Gasset); die im Mittelalterbild der Romantik wurzelnde Verklärung der Höhenburgen und Burgruinen auf schroffem Fels und in bewegender Naturszenerie ist dem historischen Verständnis des Phänomens >Adelsburg< nicht gerade förderlich; vgl. das Editorial und die Beiträge von Ernst Bacher sowie Werner Meyer in: Arx (wie Anm. 16) S. 3-8.
31 Vgl. beispielsweise Werner Meyer, Burgenbruch und Bildung der Eidgenossenschaft (Ders. - Jakob Obrecht - Hugo Schneider, Die bösen Türnli. Archäologische Beiträge zur Burgenforschung in der Urschweiz = Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 11, Ölten -Freiburg i.Br. 1984) S. 192-6; ferner Roger Sablonier, Adel im Wandel. Eine Untersuchung zur sozialen Situation des ostschweizerischen Adels um 1300 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 66, Göttingen 1979) S.lOf.
32 S. beispielsweise die sich gegen herkömmliche Vorstellungen vom Burgleben richtenden Bemerkungen von Werner Meyer, Der mittelalterliche Adel und seine Burgen im ehemaligen Fürstbistum Basel (140. Neujahrsblatt, hg. von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, Basel 1962) S. 79.
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aufgebaut sein wie der »Dictionnaire des chäteaux de 1'Alsace medievale«33, und er wird gewiß zuallererst einen Anschluß an den erheblich weiter fortgeschrittenen Forschungsstand der angrenzenden Landschaften anzustreben haben, denn seit Kohler und Schlippe hat die Burgenforschung am südöstlichen Oberrhein keine wesentlichen Fortschritte mehr verzeichnen können. Das spiegelt beispielsweise auch der eben im Abschluß begriffene »Historische Atlas von Baden-Württemberg«, der für weite Teile des Bundeslandes, insbesondere für die südbadischen Oberrheinlande, Burgenkarten nicht zu bieten hat34. Hierzu fehlen offenbar vor allem die Vorarbeiten, die einer - wohl sehr stark auf Differenzierung angewiesenen - Kartierung zugrundegelegt werden könnten. Landesgeschichtlich aussagefähige Burgenkarten bedürfen der Grundlage regionaler Burgenkataloge, und nur auf beidem kann sinnvolle landeskundliche Burgenforschung - bis hin zu auf den ersten Blick abgelegen scheinenden Aspekten wie der Burgnamenkunde35 - aufbauen.
Burgen und Burgenkunde liegen - man braucht es kaum zu betonen - am Herzen der mittelalterlichen Landesgeschichte36 und sind engstens verflochten mit zahlreichen anderen
33 Vgl. die Bemerkungen zur Konzeption des >Dictionnaire< von Salch (wie Anm. 9) bei: C. Meckseper - G. Wangerin - H. Zander, Bestandsaufnahme mittelalterlicher Adelssitze (Burgen) in der Bundesrepublik Deutschland - Voruntersuchung = Schriften des Instituts für Bau- und Kunstgeschichte der Universität Hannover 3, 1979) S.49f. - Unser Burgenkatalog soll darüberhinaus die historischen Ansichten und Pläne der Burgstellen sowie Luftbilder enthalten.
34 Der >Historische Atlas von Baden-Württemberg<, hg. von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (Stuttgart 1972-1989), enthält lediglich Burgenkartierungen zweier ausgewählter Landschaften: Karte V/5 >Burgen im Land am unteren Neckan (Erläuterungen: Beiwort zur Karte V/5 von Meinrad Schaab) sowie Karte V/6 >Burgen zwischen Alb und mittlerem Neckar< (Beiwort von Hans-Martin Maurer, vgl. dessen Bemerkungen S. 1). - Wenn der >Historische Atlas< auf eine >Gesamt-burgenkarte< verzichtet (ebd.), so sei ergänzend hinzugefügt, daß dieser eben nicht nur kartierungstechni-sche Hindernisse entgegenstehen, sondern daß heute eine solche Kartendarstellung schon deswegen nicht möglich sein dürfte, weil die nötigen Vorarbeiten fehlen. - Burgensammlungen und Burgenkunden für den deutschen Südwesten bieten, um einige neuere Arbeiten zu nennen: Hans-Martin Maurer, Bauformen der hochmittelalterlichen Adelsburg in Südwestdeutschland (Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 115, 1967) S. 61-116; Ders., Hochmittelalterliche Burgen im Hegau (ebd. 123, 1975) S. 65-91; Ders., Burgen (Die Zeit der Staufer. Geschichte - Kunst - Kultur, Katalog der Ausstellung Stuttgart 1977) Bd. 3, S. 119-128; Ders. (wie Anm. 82); Ferner Alexander Antonow, Burgen des südwestdeutschen Raums im 13. und 14. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Schildmauer (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg i.Br. 40, Bühl/Baden 1977); Ders., Planung und Bau von Burgen im süddeutschen Raum (Frankfurt/Main 1983); Burgen und Schlösser in Mittelbaden, hg. von Hugo Schneider (= Die Ortenau 64, 1984); vgl. auch Meinrad Schaab, Geographische und topographische Elemente der mittelalterlichen Burgenverfassung nach oberrheinischen Beispielen (Die Burgen im deutschen Sprachraum 2, wie Anm. 37) S. 13 Abb. 2.
35 Für die Schweiz neuerdings: Heinrich Boxler, Die Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden (Studia Linguistica Alemannica 6, Frauenfeld - Stuttgart 1976). - Die historischen Atlanten anderer Bundesländer bemühen sich in der Regel durchaus stärker um die Burgen; vgl. beispielsweise Fred Schwind, Karte 32a-b: Burgen I und II (Geschichtlicher Atlas von Hessen. Text- und Erläuterungsband, hg. von Dems., Marburg/Lahn 1984) S. 201 ff. - Unser Projekt soll zu ähnlichen Karten führen, wie sie Salch, Dictionnaire (wie Anm. 9) S. 354/5 und 391-4, bietet: Verbreitung der katalogisierten Burgstellen (S.354); >Carte archeologique< mit den Angaben: sichtbar - verschwunden und der Einteilung in die Typen: Höhenburg - Niederungsburg - Motte (S. 355); bei den folgenden Karten Nr. 3-16 hätte man sich eine etwas größere Wiedergabe und die Beifügung der Katalognummern gewünscht; sie vermitteln einen Überblick über Ersterwähnungen von Burgen und über die soziale Stellung der Burgherren. Wir streben an, zusätzlich die für die landesgeschichtliche Auswertung solcher Burgenkarten unverzichtbare herrschaftliche und später territoriale Gliederung unseres Arbeitsgebietes auf den Skizzen anzugeben. - Zum Problem der Kartierung vgl. auch Schaab, Elemente (wie vorige Anm.) S. 9 ff. mit Karten Abb. 1 ff. - Curt Tillmann, Lexikon der deutschen Burgen und Schlösser 4 (1961) Karte 44e.
36 S. beispielsweise Karl Lechner, Sinn und Aufgaben geschichtlicher Landeskunde (zuerst 1950; wiederabgedr. in: Probleme und Methoden der Landesgeschichte, hg. von Pankraz Fried = Wege der
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Teilgebieten der Geschichtswissenschaft und der Geschichtlichen Landeskunde, etwa der Siedlungsgeschichte37 mit dem Zweig der Wüstungs- oder Altsiedlungskunde38 oder der Agrargeschichte39, aber auch der Sozial- und innerhalb dieser insbesondere der Adelsgeschichte40. All diese hier als Beispiele gewählten Teil- und Nachbardisziplinen der
Forschung 492, Darmstadt 1978, S. 83-116), bes. S. 100; Herbert Jankuhn, Archäologie und Landesgeschichte (zuerst 1970; wiederabgedr. in: ebd., S. 370-389), bes. S.389; Alois Gerlich, Geschichtliche Landeskunde des Mittelalters. Genese und Probleme (Darmstadt 1986) S.297ff. (mit Hinweisen); Gerhard Streich, Burg und Kirche während des deutschen Mittelalters. Untersuchungen zur Sakraltopographie von Pfalzen, Burgen und Herrensitzen (Vorträge und Forschungen, Sonderbd. 29, Sigmaringen 1984) Teil I, S. 1 ff.; Günter P. Fehring, Einführung in die Archäologie des Mittelalters (Darmstadt 1987) S. 10-13 und S.230-238; vgl. ferner den An. >Burg< (Lexikon des Mittelalters, wie Anm.42) S.965ff.; Maurer, Burgen (im Stauferkatalog, wie Anm.34) S. 128, urteilt: »Die eigentlich große Epoche der Burg aber war die Stauferzeit. Damals verwandelten sich weite Teile unseres Landes in wahre Burgenlandschaften, damals wurde der klassische Stil der Ritterburg entwickelt. Von zahllosen Höhen herab grüßten oder drohten die stolzen Bauwerke. Der aristokratisch bestimmten Gesellschaftsordnung entsprach die von Burgen geprägte Geographie des Landes. Man könnte die staufische Zeit pointierend eine Burgenzeit und ihre adlige Elite eine Burgengesellschaft nennen«. Vgl. auch die zusammenfassenden Bemerkungen von Schaab, Elemente (wie Anm. 34) S. 46.
37 Allg. Herbert Jankuhn, Einführung in die Siedlungsarchäologie (Berlin - New York 1977), bes. S. 20 f. sowie S. 147ff.; ein gutes Beispiel für die Betrachtung einer Burgenlandschaft unter vorwiegend siedlungsgeschichtlichen Aspekten bieten: Brigitte Janssen - Walter Janssen, Burgen, Schlösser und Hofesfesten im Kreis Neuss (Schriftenreihe des Kreises Neuss 10, 1980); vgl. ferner die einschlägigen Beiträge in: Die Burgen im deutschen Sprachraum. Ihre rechts- und verfassungsgeschichtliche Bedeutung, hg. von Hans Patze (Vorträge und Forschungen 19, Sigmaringen 1976); für die Schweiz: Werner Meyer, Burg, Rodung und Herrschaft (Burgen aus Holz und Stein, wie Anm. 16) S. 43-80; für das Elsaß: Biller, Die Burgengruppe Windstein (wie Anm. 14) S.27ff.; den entsprechenden Gehalt einer interessanten Schriftquelle, der Historia comitum Ghisnensium des Lambert von Ardres, behandelt Franz Irsigler, Über Stadtentwicklung: Beobachtungen am Beispiel von Ardres (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 11, 1983) S. 7-19.
38 Allg. etwa die Beiträge des Bandes: Geschichtswissenschaft und Archäologie, hg. von Herbert Jankuhn - Reinhard Wenskus (Vorträge und Forschungen 22, Sigmaringen 1979), insbesondere den Beitrag Jäger, Wüstungsforschung in geographischer und historischer Sicht (S. 193-240); Hinweise zur Wüstungsforschung in unserem Raum enthält beispielsweise das neue Buch von Konrad Wanner, Siedlungen, Kontinuität und Wüstungen im nördlichen Kanton Zürich, 9.-15. Jahrhundert (Geist und Werk der Zeiten 64, Bern - Frankfurt/Main - Nancy - New York 1984) S. 380-404, sowie: Meinrad Schaab, Beiwort zur Karte IV/23 abgegangene agrarische und gewerbliche Siedlungen vom Frühmittelalter bis zum Ersten Weltkrieg< (Historischer Atlas von Baden-Württemberg, wie Anm.34) bes. S. 18f.; zu den archäologischen Aspekten Jankuhn (wie vorige Anm.) S. 96 ff.
39 Dazu allg. der Sammelband: Untersuchungen zur eisenzeitlichen und frühmittelalterlichen Flur in Mitteleuropa und ihrer Nutzung, hg. von H. Beck - D. Denecke - H. Jankuhn (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Phil.-hist. KL, 3. Folge 115/116, 1979/80); Vorwiegend auf die Aspekte klösterliche Grundherrschaft, Landesausbau und Landwirtschaft beschränkt sich: Villa - curtis -grangia. Landwirtschaft zwischen Loire und Rhein von der Römerzeit zum Hochmittelalter, hg. von Walter Janssen - Dierich Lohrmann (Beihefte der Francia 11, München - Zürich 1983); vgl. ferner Jankuhn (wie Anm. 37) bes. S. 159.
40 Vgl. Karl Schmid, Adel und Reform in Schwaben (Investiturstreit und Reichsverfassung, hg. von Josef Fleckenstein = Vorträge und Forschungen 17, Sigmaringen 1973; wiederabgedruckt in: Karl Schmid, Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis. Ausgewählte Beiträge. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag, Sigmaringen 1983) S. 337-362; Ders., >Eberhardus comes de Potamo<. Überlegungen über das Zueinander von Pfalzort, Kirche und Adelsherrschaft (Bodman. Dorf - Kaiserpfalz - Adel, hg. von Herbert Berner, Bd. 1, Sigmaringen 1977) S. 317-344; Hans-Martin Maurer, Die Entstehung der hochmittelalterlichen Adelsburg in Südwestdeutschland (Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 117, 1969) S. 295-332; Helmut Maurer, Die Rolle der Burg in der hochmittelalterlichen Verfassungsgeschichte der Landschaften zwischen Bodensee und Schwarzwald (Die Burgen im deutschen Sprachraum II, wie Anm. 37) S. 191 ff.; Ders., Der Herzog von Schwaben (wie Anm. 65) S. 33ff.; Werner Meyer, Frühe Adelsburgen zwischen Alpen und Rhein (Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 57, 1984, S. 70-79; nochmals abgedruckt in: Das ritterliche Turnier im Mittelalter. Beiträge zu einer vergleichenden Formen- und Verhal-
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Mediävistik und der mittelalterlichen Landesgeschichte kommen ohne Burgenkunde nicht aus, genausowenig jene ohne diese. Die Erstellung eines Burgenverzeichnisses oder -kataloges gibt sich daher als ureigenes Anliegen der Landesgeschichte zu erkennen, welches sich andererseits trifft mit der »Archäologischen Landesaufnahme«41, die zu den vordringlichen Aufgaben der Bodendenkmalpflege zählt. Auch den Denkmalpflegern geht es um die Erfassung sämtlicher Burgstellen, vor allem der verschwundenen, denen ja wirksamer Denkmalschutz erst dann zuteil werden kann, wenn sie ermittelt sind. So verlangt die im Rahmen unseres Projektes vorgesehene Zusammenstellung eines »modernen« Burgenkataloges engste Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt, das sich bei der Landesaufnahme neben prospektiven Verfahren seinerseits wiederum im wesentlichen landesgeschichtlichen Wissens bedient.
Der Gegenstand
Bevor wir uns dem geographischen und zeitlichen Rahmen, der dem Projekt gesteckt sein soll, zuwenden, bedarf zunächst der Gegenstand, die »Burg«, der näheren Eingrenzung. Welche Objekte, welche Anlagen sollen in unseren Katalog aufgenommen werden?
Da unser Begriff »Burg« aus anderer Wurzel stammt als das englische Castle oder das französische Chäteau-fort, welche beide auf eine vergleichsweise festumrissene Anlage, das antike Castellum, zurückweisen, und von jeher ein breites Bedeutungsspektrum faßte, zudem im Mittelalter ein höchst produktives Ortsnamenelement war (Hamburg, Würzburg), wollen wir einige Überlegungen zum Burgbegriff voranstellen. In der Mediävistik pflegt man die »Burgen« unter dem Aspekt beispielsweise ihrer Funktion, vor allem aber ihrer Rechtsqualität in Kategorien einzuteilen, in Burgengruppen, wie man auch sagen könnte, die mithilfe entsprechender Komposita unterschieden werden, wie »Adelsburgen«, »Reichsburgen« usf.42. Zu der geschichtswissenschaftlichen Terminologie tritt in der Burgenkunde, in der Kunstgeschichte und in der Archäologie eine Vielfalt form-, gelände-und baubeschreibender sowie typisierender Begriffe hinzu, etwa »Wehranlagen«, »Befestigungen«, »Höhen-«, »Niederungs-« oder »Tiefburgen«, »Wasserburgen«43, »Turmhügel-
tensgeschichte des Rittertums, hg. von Josef Fleckenstein = Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 80, Göttingen 1986, S. 571-587), allg. für das spätere Mittelalter: Sablonier (wie Anm. 31) bes. S. 45 ff. sowie S. 68 ff.
41 Dazu allg. Herbert Jankuhn, Art. >Archäologische Landesaufnahme< (Reallexikon der germanischen Altertumskunde, begr. von Johannes Hoofs, Bd. 1, 2. Aufl. Berlin - New York 1973, hg. von Herbert Jankuhn u.a.) S.391 ff.; Ders. (wie Anm.37) S.25ff. Vgl. auch: Methoden der Archäologie. Eine Einführung in ihre naturwissenschaftlichen Techniken, hg. von Barthel Hrouda (München 1978), zu den Prospektionsverfahren.
42 Hierüber orientiert jetzt im Überblick: Art. >Burg< (Lexikon des Mittelalters, hg. von Robert-Henri Bautier, München - Zürich 1979) Bd. 2, Sp.957ff.; >Reichsburgen<: Fred Schwind, Zur Verfassung und Bedeutung der Reichsburgen, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert (Die Burgen im deutschen Sprachraum I, wie Anm.37) S. 85-122; Vgl. ferner Maurer, Burgen (Stauferkatalog, wie Anm.34) S. 119; >Königsburgen<: Carl A. Willemsen, Die Bauten Kaiser Friedrichs II. in Süditalien (ebd.) S. 143 ff.; Ders., Die Bauten der Hohenstaufen in Süditalien. Neue Grabungs- und Forschungsergebnisse (Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen. Geisteswissenschaften, Heft 49, Köln - Opladen 1968); Wolfang Metternich, Die Königsburgen von Wales (Darmstadt 1984). - Die terminologischen Fragen behandelt ausführlich: Michael Mitterauer, Herrenburg und Burgstadt (Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 36, 1973) S.470ff. sowie S.517ff.
43 Vgl. etwa die Titel einiger Arbeiten, die unsere Region betreffen: Hans-Wilhelm Heine, Ergebnisse und Probleme einer systematischen Aufnahme und Bearbeitung mittelalterlicher Wehranlagen (Chäteau Gaillard. Etudes de Castellologie medievale 7, Caen 1977) S. 121-134; Ders., Studien zu Wehranlagen zwischen junger Donau und westlichem Bodensee (Forschungen und Berichte der Archäologie des
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bürgen« und »Motten«44, um nur die geläufigsten Termini zu nennen45. Da sich unser Burgenkatalog auf einen sinnvollen Ausschnitt der mit dem Begriff »Burg« angesprochenen mittelalterlichen Anlagen beschränken muß, erscheint es mir weniger angebracht, nun eine abstrahierende Definition unseres speziellen Untersuchungsgegenstandes zu versuchen als vielmehr in einem chronologischen Abriß konkrete Beispiele derjenigen Anlagen im Arbeitsgebiet, dem Breisgau, zu nennen, welche im Rahmen des Projekts bearbeitet bzw. aus ihm ausgeschieden werden sollen.
Es empfiehlt sich - das sei gleich im Vorgriff auf das folgende gesagt - auch von den Monumenten her, eine obere Zeitgrenze am Ausgang der ostfränkischen Karolingerherrschaft zu ziehen, an der - wenn man so will - epochalen Zäsur zwischen dem mitteleuropäischen karolingischen Großreich und dem ottonischen »deutschen« Reich, wobei die Jahre um 911, da der letzte ostfränkische Karolinger Ludwig das Kind verstarb, und 919, da die Ottonische Dynastie mit der Königswahl Heinrichs I. in das Licht der Geschichte tritt, nur Anhaltspunkt, nicht starre Linie sein sollte. Die Zeit des Verfalls des karolingischen Reiches - eine Epoche inneren Wandels und äußerer Bedrohung - erweist sich als chronologische Markierung im Hinblick auf die Thematik und den Gegenstand unseres Projektes deshalb als sinnvoll, weil in eben jener Periode die Ursprünge der hochmittelalterlichen Adelsburg gesucht werden46.
Frühgeschichtliche Burgen, im Arbeitsgebiet also alamannische und merowingerzeitliche Burgen47, sollen in unserem Katalog an sich keine Aufnahme finden. Solche Anlagen
Mittelalters in Baden-Württemberg 5, Stuttgart 1978); allg.: Art. >Burg< (Lexikon des Mittelalters 2, wie Anm. 42) Sp. 958 f. - Vgl. auch Wolfang Hübener, Die frühmittelalterlichen Wehranlagen in Südwestdeutschland nach archäologischen Quellen (Die Burgen im deutschen Sprachraum 2, wie Anm. 37) S. 47-75; Ders., Der alemannische Raum im frühen Mittelalter: Die archäologischen Quellen (Die historische Landschaft zwischen Lech und Vogesen, wie Anm. 116, S. 39-59) S. 55-59: >3. Burgen und Wehranlagen<.
44 Die Typenbezeichnung >Wasserburg< ist sogar als Fremdwort in Salch, Dictionnaire (wie Anm. 9) Conclusion S.357ff., eingegangen. - Hermann Hinz, Motte und Donjon. Zur Frühgeschichte der mittelalterlichen Adelsburg (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Beiheft 1, Köln - Bonn 1981); vgl. auch Jean-Francpis Marechal, Der Ursprung der feudalen Motten und die Entstehung der Wehrtürme (Zeitschrift für Archäologie 13, 1979) S. 101-112; Hans-Jürgen Brachmann, Zum Ursprung und zur Entwicklung des feudalen Befestigungsbaues (Zeitschrift für Archäologie 16, 1982) S. 165-175; ausführlicher Ders., Der mittelalterliche Befestigungsbau. Untersuchungen zu Stellung und Funktion der Wehrbauten im Geneseprozeß der mitteleuropäischen Feudalgesellschaft (Diss. Berlin 1983; Masch.) S. 251 ff.
45 Vgl. etwa Walter Hotz, Kleine Kunstgeschichte der deutschen Burg (Darmstadt 1979) S. 1 ff.; Maurer, Burgen (Stauferkatalog, wie Anm.34) S. 121 ff.; Antonow, Burgen (wie Anm.34) S. 8ff.; Ders., Planung und Bau (wie Anm. 34) passim (jeweils mit besonderer Berücksichtigung des südwestdeutschen Raumes); jetzt: Art. >Burg< (Lexikon des Mittelalters 2, wie Anm. 42) Sp. 958f.
46 Vgl. ebd., bes. S. 330 ff. sowie mit bedeutend früherem Ansatz für unser Gebiet Meyer (wie Anm. 40) S. 70-79 mit Anm. 39; anhand ausgegrabener Burgen: Ders., >Salbüel<. Eine hochmittelalterliche Holzburg im Kanton Luzern (Chäteau Gaillard. Etudes de Castellologie medievale 11, Caen 1983) S. 233-242; Ders., Die Holzbauten auf der Frohburg (ebd. 8, Caen 1976) S. 247-268, sowie nochmals Ders., Frühe Adelsburgen im Luzernischen. Burgenkundliche Bemerkungen zur Ausgrabung auf >Salbüel< bei Hergiswil LU (Helvetia Archaeologica 15, 1984) S. 265-272.
47 Allg. Raffael von Uslar, Studien zu frühgeschichtlichen Befestigungen zwischen Nordsee und Alpen (Beihefte der Bonner Jahrbücher 11, Köln - Graz 1964); Ders., Art. >Burg< III. Archäologisches (Reallexikon der germanischen Altertumskunde, 2. Aufl., Bd. 3, Berlin - New York 1979) S. 124-197; Gerhard Mildenberger, Germanische Burgen (Veröffentlichungen der Altertumskommission im Provin-zialinstitut für westfälische Landes- und Volksforschung 6, Münster/Westf. 1978); mit weiteren Hinweisen Heiko Steuer, Frühgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-hist. KL, 3. Folge 128, 1982) S. 99-102. - Für die Landschaft im deutschen Südwesten Vladimir Milojcic, Der Runde Berg bei Urach. Ergebnisse der Untersuchungen von 1967-1974 (Ausgrabungen in Deutschland = Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums
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können freilich dann nicht außer acht bleiben, wenn darauf später eine Adelsburg errichtet wurde. In solchen Fällen harren Fragen wie beispielsweise nach dem Verhältnis der älteren Burg oder »Höhensiedlung« zur jüngeren Anlage der Klärung; Beispiele im Breisgau wären der Zähringer Burgberg48 und die Limburg bei Sasbach49. Gegen die Einbeziehung und regelrechte Katalogisierung der frühgeschichtlichen »Burgen« im Rahmen des Projekts spricht eine Reihe von Gründen. Zum einen steht es um die Erforschung solcher Plätze, die angesichts des Fehlens schriftlicher Quellen ganz überwiegend auf archäologischem Wege geschehen muß, noch schlechter als bei den mittelalterlichen Adelsburgen. Zum anderen ist nicht zu erwarten - urteilt man nach den bislang in Süddeutschland bekanntgewordenen alamannischen Burgen50 - daß sich eine beträchtliche Anzahl solcher Anlagen in unserem Arbeitsgebiet finden wird. Außer dem erst kürzlich durch Lesefunde und 1985 begonnene Grabungen in den Kreis dieser Denkmäler gerückten Zähringer Burgberg stehen nur
1, Mainz 1975, Teil 2) S. 181-98; Wolfgang Hübener, Der Beitrag der frühgeschichtlichen Archäologie zur geschichtlichen Landeskunde des alemannischen Raumes (Die Alemannen in der Frühzeit, hg. von Dems. = Veröffentlichung des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br. Nr. 34, Bühl/Baden 1974) S. 41-44; Ders., Die frühmittelalterlichen Wehranlagen (wie Anm.43), bes. S.48ff.; Ders., Der alemannische Raum im frühen Mittelalter (wie Anm. 43) S. 55-59; Gerhard Fingerlin, Zur alamannischen Siedlungsgeschichte des 3.-7. Jahrhunderts (ebd.) S. 78f. und S. 86ff. mit Abb. 6; Günter P. Fehring, Kirche und Burg, Herrensitz und Siedlung (Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 120, 1972) S. 18ff.; Rainer Christlein, Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes (Stuttgart - Aalen 1978) S. 43ff.; dazu Hagen Keller, Archäologie und Geschichte der Alamannen in merowingischer Zeit. Überlegungen und Fragen zu einem neuen Buch (Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 129, 1981) S. 23ff.; zu den historischen Aspekten Dieter Geuenich, Zur Landnahme der Alemannen (Frühmittelalterliche Studien 16, 1982) S. 40 mit Anm. 111; Ders. - Hagen Keller, Alamannen, Alamannien, alamannisch im frühen Mittelalter. Möglichkeiten und Schwierigkeiten des Historikers beim Versuch der Eingrenzung (Die Bayern und ihre Nachbarn 1, hg. von Herwig Wolfram - Andreas Schwarcz = Österreichische Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. KL, Denkschriften 179 = Veröffentlichungen der Kommission für Frühmittelalterforschung 8, Wien 1985) bes. S. 136ff. mit Anm. 22; ferner Wolfgang Härtung, Süddeutschland in der frühen Merowingerzeit. Studien zu Gesellschaft, Herrschaft, Stammesbildung bei Alamannen und Bajuwaren (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 73, Wiesbaden 1983) S. 75-77, vgl. dazu die Rezension von Volker Bierbrauer (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 12, 1984, S. 209-212). - Merowingische castra: May Vieillard-Troiekouroff, Les castra de la Gaule merovingienne d'apres les ecrits de Gregoire de Tours (Archeologie militaire, wie Anm. 157) S. 42-52; zum historischen Aspekt vgl. jetzt auch Margarete Weidemann, Kulturgeschichte der Merowingerzeit nach den Werken Gregors von Tours (Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Monographien 3, Mainz 1982) T. 2, S. 66-75; Brachmann, Der mittelalterliche Befestigungsbau (wie Anm. 44) bes. S. 87ff..
48 Gerhard Fingerlin, Der Zähringer Burgberg, eine neuentdeckte Höhensiedlung der Völkerwanderungszeit (Die Zähringer. Eine Tradition und ihre Erforschung, hg. von Karl Schmid = Veröffentlichungen zur Zähringerausstellung I, wie Anm. 29) S. 1-4; Heiko Steuer, >Der Zähringer Burgberg< (Die Zähringer 2, wie Anm. 29) S. 23ff. Nr. 12, sowie: >Funde vom Zähringer Burgberg< (ebd.) S.27ff. Nr. 13; jetzt Ders. (wie Anm. 52) und Ders. in diesem Band S. 139ff.
49 Helmut Naumann, Die Frühgeschichte der Limburg bei Sasbach am Rhein (Alemannisches Jahrbuch 1961) S. 250-280; Gerhard Fingerlin, Vor- und Frühgeschichte um den Limberg und am nördlichen Kaiserstuhl, sowie Peter Schmidt-Thome, Sasbach am Kaiserstuhl. Zeugnisse der mittelalterlichen und neueren Geschichte um den Limberg (Naturschutzgebiet Limberg am Kaiserstuhl. Begleiter zum wissenschaftlichen Lehrpfad bei Sasbach a. Rh. = Führer durch Natur- und Landschaftsschutzgebiete Baden-Württembergs 2, Karlsruhe 1978) S. 55-91.; zum Problem der mittelalterlichen Limburg a. Rh. und den immer wieder angenommenen Bezügen zur schwäbischen Limburg/Weilheim: Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 21 f. Nr. 10 (mit Hinweisen); vgl. jetzt Karl Schmid, Sasbach und Limburg. Zur Identifizierung zweier mittelalterlicher Plätze (Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 137, 1989) S. 33 ff.
50 Die Karte III/6 >Die frühe Alemannenzeit. 3. bis frühes 5. Jahrhundert n. Chr.<, bearb. von Rainer Christlein (Historischer Atlas von Baden-Württemberg, wie Anm. 34) sowie die folgende Karte III/7 >Die Reihengräber der Merowingerzeit<, bearb. von Albrecht Dauber, vermitteln einen Überblick; vgl. Fingerlin (wie Anm. 62) Abb. 3.
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wenige andere Plätze im Verdacht, zu den frühgeschichtlichen »Burgen« am südöstlichen Oberrhein zu zählen: Funde des 7. Jahrhunderts haben etwa die Feimlisburg, der Kegelriß, Gem. Ehrenkirchen und der Limberg/Sasbach erbracht51. Es würde sich daher eher anbieten, diese »Burgen« oder Höhensiedlungen der frühgeschichtlichen Epoche, vielleicht gemeinsam mit den karolingischen Anlagen, in einem gesonderten Projekt zu bearbeiten52.
Wenn bei drei Paradebeispielen frühgeschichtlicher »Burgen« in Süddeutschland, dem Runden Berg bei Urach, dem Glauberg und der Gelben Bürg bei Dittenheim übereinstimmend ein Besiedelungsunterbruch vom Beginn des 6. bis ins 7. Jahrhundert hinein zu konstatieren ist53 - wie das übrigens auch bei der Feimlisburg nahe Freiburg angenommen wird54 - und andererseits der Fundstoff im 7. Jahrhundert wieder einsetzt, dann verweist dies auf eine weitere Gruppe von Anlagen, über die wir in unserer Region allerdings noch schlechter unterrichtet sind als über die wanderungszeitlichen alamannischen Höhensiedlungen und die mittelalterlichen Adelsburgen: spätmerowingische und karolingische Burgen, wie sie jedenfalls aus anderen Landschaften gut bekannt sind. Mit dem »auswärtigen« Beispiel der Büraburg bei Fritzlar wäre auch gleich das historische Thema angeschnitten, in dessen Kontext diese Monumente stehen - die intensivierte fränkische Durchdringung ostrheinischer Landschaften im Verlauf des 8. Jahrhunderts55. Was unser Arbeitsgebiet betrifft, ließ sich indessen noch kein Beispiel sicher ausmachen.
51 Heiko STEUER, Erste Ausgrabungen auf dem Zähringer Burgberg, Gemeinde Gundelfingen, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald (Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1985, Stuttgart 1986) S. 173-176.
52 So der Vorschlag Heiko Steuers in der Diskussion dieses Beitrags; vgl. STEUER (wie Anm. 51) S. 176. Uber den Stand der Erforschung vor- und frühgeschichtlicher Befestigungen im Landesteil Württemberg, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann, berichtet Claus OEFTIGER, Vor- und frühgeschichtliche Befestigungen. Eine Standortbestimmung (Archäologie in Württemberg. Ergebnisse und Perspektiven, hg. von Dieter PLANCK, Stuttgart 1988) S. 355-369, während in Baden in dieser Hinsicht eine auch für die mittelalterliche Burgenforschung schmerzliche Lücke klafft.
53 MILDENBERGER (wie Anm. 48) S. 132 ff.; vgl. jetzt STEUER (wie Anm. 51) S. 176.
54 MILDENBERGER (wie Anm. 48) S. 133 mit Anm. 13 (Hinweise); vgl. HÜBENER, Die frühmittelalterli¬chen Wehranlagen (wie Anm. 43) S. 55 f. mit Abb. 4.
55 Allg. zu spätmerowingisch-frühkarolingischen Burgen: Rolf GENSEN, Frühmittelalterliche Burgen und Siedlungen in Nordhessen (Ausgrabungen in Deutschland, wie Anm. 48, Teil 2) S. 313-337; Klaus SCHWARZ, Der frühmittelalterliche Landesausbau in Nordost-Bayern archäologisch gesehen (ebd.), bes. S. 338f. sowie S. 384-409; s. jetzt den Ausstellungskatalog: Hessen im Frühmittelalter - Archäologie und Kunst, hg. von Helmut ROTH - Egon WAMERS (Sigmaringen 1984) mit zahlreichen Beiträgen zum Thema; grundlegend BRACHMANN, Der mittelalterliche Befestigungsbau (wie Anm. 44), bes. S. 98ff.; für die spätere Karolingerzeit Kurt-Ulrich JÄSCHKE, Burgenbau und Landesverteidigung um 900. Überlegungen zu Beispielen aus Deutschland, Frankreich und England (Vorträge und Forschungen, Sonderbd. 16, Sigmaringen 1975); Herbert JANKUHN, Die sächsischen Burgen der karolingischen Zeit (Die Burgen im deutschen Sprachraum I, wie Anm. 37) S. 359-382; Paul GRIMM, ZU Burgenproblemen des 8.-10.Jahrhunderts westlich der mittleren Saale (Zeitschrift für Archäologie 16, 1982) S. 203-210; Frankreich: Gabriel FOURNIER, Les forteresses rurales en France ä l'epoque carolingienne (Archeologie militaire, wie Anm. 157) S. 53-59; Rheinland: Günther BINDING, Die spätkarolingische Burg Broich in Mühlheim an der Ruhr (Rheinische Ausgrabungen 4, Düsseldorf 1968); DERS., Schloß Broich in Mülheim/Ruhr (Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums in Bonn Nr. 23, Düsseldorf 1970); DERS., Spätkarolingisch-ottonische Pfalzen und Burgen am Niederrhein (Chäteau Gaillard. Etudes de castellologie medievale 5, Caen 1972) S. 23-35; Wilhelm JANSSEN, Mittelalterlicher Burgbau am Niederrhein. Zum Verhältnis von archäologischem Befund und schriftlicher Bezeugung (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 3, 1975) S. 121-128; vgl. auch FEHRING (wie Anm. 48) S. 21 ff. - MITTERAUER (wie Anm. 42) S. 470-521 (zu den verfassungsgeschichtlichen Problemen im europäischen Rahmen). - Südwestdeutschland: HÜBENER, Die frühmittelalterlichen Wehranlagen (wie Anm. 43) S. 53ff.; DERS., Der alemannische Raum (wie Anm. 43) S. 55-59.
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Gleichwohl sind Überlegungen angestellt worden, welche Rolle Plätze wie der Limberg bei Sasbach, der Breisacher Berg, der Riegeler Felsen und die Sponeck im 7./8. Jahrhundert gespielt haben könnten. Und auch die neuen Funde auf dem Zähringer Burgberg geben Anlaß zu der Frage, was dort zwischen der alemannischen Besiedlung und dem Bau der zähringischen Burg geschah. Der Limberg jedenfalls trug am südöstlichen Sporn eine (Abschnitts-?)Befestigung, deren archäologische Untersuchung eine Riemenzunge des 7. Jahrhunderts ans Licht förderte56. Genaueres läßt sich einstweilen nicht sagen.
Ähnliches gilt für das 10. Jahrhundert, welches bereits zu dem Zeitraum rechnet, den unser Projekt umspannen soll. Es ist dies die Epoche der sogenannten Burgenbauordnung Heinrichs L, der Ungarnnot und der frühen Adelsburg57. Ein bekanntes Beispiel für kurzfristig errichtete und nur zeitweilig genutzte feste Plätze wäre - wiederum außerhalb unseres Arbeitsgebietes - die Fliehburg der St. Galler Mönche, über welche der Klosterchronist Ekkehard IV. (f ca. 1060) ausführlich berichtet, freilich ex eventu, und die gewöhnlich in der Waldburg bei Bernhardzell SG gesucht wird58. Die Waldburg gehört offenbar in den Rahmen einer ganzen Reihe von Fliehburgen in Bayern und Schwaben, einem Gebiet, das neben den südlichen Alpenländern besonders heftig von dem Reitervolk aus dem Osten heimgesucht worden ist. Da auch der südliche Oberrhein, insbesondere das Elsaß, von den Ungarnzügen nicht verschont blieb59, ist es nicht ausgeschlossen, daß derartige Anlagen im Arbeitsgebiet unseres Burgenprojekts bestanden haben könnten. Bisher kennen wir freilich kein einziges gesichertes Beispiel. Die temporär genutzten Befestigungen des 10. Jahrhunderts sind von besonderem Interesse für die Genese der hochmittelalterlichen Adelsburg, weil sie in mancher Hinsicht Aufschluß geben über deren
56 FINGERLIN (wie Anm. 50) S. 74ff. sowie DERS., in: Archäologische Nachrichten aus Baden 20 (1978) S.20. - Zur Sponeck ebd. 18 (1977) S. 11 f.; ebd. 22 (1979) S.30; ebd. 24 (1980) S.17; FINGERLIN (wie Anm. 50) S. 69ff.; zur mittelalterlichen Burg SCHLIPPE, Burgen im Breisgau (wie Anm. 3) S. 143f.; Gernot UMMINGER, Von Württembergs Burgfeste zum romantischen Malerturm (Badische Heimat 51, 1971) S. 213-218; SCHMIDT-THOME (wie Anm. 49) S. 87f.; BENDER - KNAPPE - WILKE (wie Anm.25) S.87f.
57 >Burgenbauordnung<: JÄSCHKE (wie Anm. 56) S. 18-33; Martin LAST, Art. >Burgenbauordnung Hein¬richs I.< (Lexikon des Mittelalters 2, wie Anm. 42) Sp. 1004f.; STREICH (wie Anm. 36) bes. S. 145ff. -BRACHMANN, Der mittelalterliche Befestigungsbau (wie Anm. 44) bes. S. 243ff.; SCHWARZ (wie Anm. 56) S. 394ff.; HÜBENER, Die frühmittelalterlichen Wehranlagen (wie Anm. 43) S. 63ff.; Württemberg: OEFTIGER (wie Anm. 52) S. 362. Zum archäologischen Niederschlag der Ungarneinfälle im 9./10. Jahrhundert jetzt ausführlich Mechthild SCHULZE, Das ungarische Kriegergrab von Aspres-les-Corps. Untersuchungen zu den Ungarneinfällen nach Mittel-, West- und Südeuropa (899-955 n. Chr.) mit einem Exkurs zur Münzchronologie altungarischer Gräber (Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 31, 1984) S. 473-514; ferner Ingo STORK - Joachim WAHL, Eine Doppelbestattung aus Bietigheim, Kreis Ludwigsburg, als Beleg der Ungarneinfälle des 10. Jahrhunderts (Fundberichte aus Baden-Württemberg 13, Stuttgart 1988) S. 741-775. - Eine interessante Anlage am Lechufer bei Rederzhausen, die als >Feldlager< aus dem Zusammenhang der Ungarnschlacht 955 gedeutet wird, findet sich abgebildet bei CHRISTLEIN -BRAASCH (wie Anm. 116) S. 154 f. Nr. 27. - Vgl. ferner Eckehart SCHUBERT, Die vor- und frühgeschichtli¬chen Wallburgen Südtirols (Berichte der Römisch-Germanischen Kommission 65, 1984) S. 15f.; Zürcher Denkmalpflege. 8. Bericht 1975-76 (1980) S. 153-157.
58 Ekkehardi IV. Casus s. Galli, cap. 51, hg. von Gerold MEYER VON KNONAU (St. Gallische Geschichtsquellen 3 = Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte, hg. vom historischen Verein in St. Gallen 15/16, 1877) S. 193-198 (mit ausführlichem Kommentar) sowie jetzt hg. von Hans F. HAEFELE (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 10, Darmstadt 1980) S. 114f. (mit Übertragung); dazu SCHWARZ (wie Anm. 56) S. 404 mit Plan (Beilage 40.6) sowie SCHULZE (wie Anm. 56) S. 495 mit Abb. 24; vgl. ferner Karl SCHMID, Zum Quellenwert der Verbrüde¬rungsbücher von St.Gallen und Reichenau (Deutsches Archiv 41, 1985) S. 377ff.
59 Einen Überblick über die bezeugten Ungarnzüge bieten die Kartierungen von SCHULZE (wie Anm. 56) S. 480 ff. Abb. 6-9. - Der Historische Atlas von Baden-Württemberg (wie Anm. 34) verzichtet auf eine entsprechende Karte.
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Wurzeln, insbesondere der Befestigungselemente, die dann beim hochmittelalterlichen Burgenbau eine gewichtige Rolle spielen sollten.
Gehören die ungarnzeitlichen Fliehburgen in befestigungstechnischer Hinsicht zu den Vorfahren der Adelsburg, so gilt ähnliches für Plätze wie den mächtigen Inselberg Breisach60, der bereits in vorgeschichtlicher Zeit ein bedeutender Ort am Oberrhein gewesen sein dürfte61. Das spätrömische Grenzkastell auf dem mons Brisiacus beherrschte einen von der Natur vorgezeichneten Rheinübergang62. Nicht umsonst klingt der Ortsname, der mit den frühgeschichtlichen Brisigavi zu tun hat, auch im Namen der umliegen¬den Landschaft, dem Breisgau, an. Die Frage nach Breisachs Funktion und Bedeutung im früheren Mittelalter hat neulich Gerd Althoff aufgegriffen63. Daß der markante, einst wohl vom Strom umflossene Berg, der als herzoglicher »Vorort« gilt64, in der Zeit der ottonischen Herrscher mehrfach oppositionellen Gruppen als »Schlupfwinkel«65, als »Burg« diente, gibt Anlaß, ihn in eine Reihe von Natur aus fester bzw. bereits in römischer Zeit befestigter Vorfahren der Adelsburg - genannt seien der Hohentwiel bei Singen, Stammheim ZU und Zürich/Lindenhof - einzuordnen. Wie der Hohentwiel66 915 unter König Konrad I. erlebte Breisach in ottonischer Zeit eine Belagerung durch den König, und zwar im Zusammenhang des Aufstandes gegen Otto den Großen im Jahre 93967, wobei das castellum munitissimumm, wie zuvor der Hohentwiel, wohl nicht eingenommen werden konnte. Während wir über das Aussehen des ottonischen Breisach nur mutmaßen kön-
60 Günter HASELIER, Geschichte der Stadt Breisach am Rhein 1: Von den Anfängen bis zum Jahr 1700 (Breisach 1969) S. lff.
61 Zuletzt Gerhard FINGERLIN, Brisigavi im Vorfeld von Breisach. Archäologische Spuren der Völker¬wanderungszeit zwischen Rhein und Schwarzwald (Archäologische Nachrichten aus Baden 34, 1985) S. 30-45.
62 Rolf NIERHAUS, Zur Topographie des Münsterberges von Breisach (Badische Fundberichte 16, 1940) S. 94-113; Helmut BENDER - Rolf DEHN - Ingo STORK, Neuere Untersuchungen auf dem Münsterberg in Breisach (1966-1975) (Archäologisches Korrespondenzblatt 6, 1976) S. 213-224 sowie S. 309-320; Die Römer in Baden-Württemberg, hg. von Philipp FILTZINGER - Dieter PLANCK - Bernhard CÄMMERER (3., voll, neubearb. Aufl. Stuttgart - Aalen 1986) S. 257-261 (mit weiteren Hinweisen).
63 In diesem Band S. 457ff.; vgl. jetzt Helmut MAURER, Art. >Breisach< (Die deutschen Königspfalzen 3: Baden-Württemberg, 1. Lieferung, Göttingen 1988) S. 46-62. Zu den großflächigen Ausgrabungen in Breisach während der letzten Jahre: Michael SCHMAEDECKE, Archäologische Ausgrabungen in Breisach a.Rh., Breisgau-Hochschwarzwald (Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1982, Stuttgart 1983; ebd. 1983, Stuttgart 1984) S. 186-190 bzw. S. 202-205; jetzt DERS., Die topographische Entwicklung der Stadt Breisach am Rhein vom 5. Jahrhundert bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Ergebnisse der Ausgrabungen von 1980 bis 1986 (Diss. phil. Freiburg i. Br. 1989; Masch.).
64 Helmut MAURER, Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit (Sigmaringen 1978) S. 75-82; vgl. auch ZOTZ (wie Anm. 68).
65 Vgl. den Beitrag von Gerd ALTHOFF in diesem Band S.461.
66 Theodor MAYER, Das schwäbische Herzogtum und der Hohentwiel (Hohentwiel. Bilder aus der Geschichte des Berges, hg. von Herben BERNER, Konstanz 1957) S. 88-113; Karl SCHMID, Burg Twiel als Herrensitz: 12. bis 15. Jahrhundert (ebd.) S. 148ff.; H.-M. MAURER, Die Entstehung (wie Anm. 40) S. 304, 306f.; ausführlich auch H. MAURER (wie Anm. 65) S.36ff.
67 Heinrich BÜTTNER, Geschichte des Elsass 1: Politische Geschichte des Landes von der Landnahmezeit bis zum Tode Ottos III. (Neue deutsche Forschungen, Abt. Mittelalterliche Geschichte 8, Berlin 1939) S. 180f.; HASELIER (wie Anm. 61) S. 56ff.; MAURER (wie Anm. 65) S. 77; Thomas L. ZOTZ, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum. Zur Verfassungs- und Besitzgeschichte im 10. und beginnenden 11.Jahrhundert (Vorträge und Forschungen, Sonderbd. 15, Sigmaringen 1974) S. 112ff.; jetzt Gerd ALTHOFF in diesem Band S.458ff.
68 So (Adalberti) Continuatio Reginonis ad a. 939 (Reginonis abbatis Prumienses Chronicon cum continuatione Treverensi, hg. von Friedrich KURZE, MGH SS rerum Germ. 50, Hannover 1890, ND 1978, S. 160 f.); vgl. dazu jetzt H. MAURER, Art. >Breisach< (wie Anm. 63) S. 52 ff.
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nen69, ist erst die zähringische Burg des späteren 12. Jahrhunderts, die sich gewiß auf Älterem erhob, den Umständen nach gut bezeugt70. Sie gehört natürlich in unseren Burgenkatalog, und im betreffenden Artikel muß auch das frühmittelalterliche Breisach zur Sprache kommen.
Über die Besitzverhältnisse an den eben genannten Plätzen Hohentwiel, Stammheim und Zürich/Lindenhof sind wir meist besser orientiert als beim Breisacher Berg. Sie gehörten ursprünglich zum Königsgut oder waren gar Mittelpunkt eines königlichen fiscus. Befestigt und besetzt, usurpiert, wenn man so will, wurden sie jedoch von den um die Herzogsherrschaft ringenden alemannischen Großen71. Bei Breisach hingegen bleiben die Besitzverhältnisse bis in die Zähringerzeit völlig unklar. Sicher ist nur, daß hier die Herzöge Hermann, Liudolf, Burkhard III. und Heinrich (wohl der spätere Kaiser Heinrich II.) Münzen schlagen ließen; ob auch Breisach Königsgut war, dann vielleicht von den Konradinern oder von dem elsässischen Grafen Guntram dem Reichen usurpiert wurde, all das ist nicht ausreichend bezeugt72. Das am Oberrhein besonders dichte Königs- bzw. Reichsgut 73, zu dem Breisach einst gehört haben könnte, weist hin auf eine weitere Wurzel der hochmittelalterlichen Adelsburg: Pfalzen und Königshöfe. Für die Landschaft, in der
69 Von Bedeutung in diesem Zusammenhang ist die Frage nach dem Schicksal der römischen Kastellmauern im früheren Mittelalter; vgl. oben Anm. 62 und 63.
70 Joseph Schlippe, Die Burg Breisach (Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2, 1959) S. 272-312; Ders., Burgen im Breisgau (wie Anm. 3) S. 136-139; Ders., Burgen der Zähringer (wie Anm. 3) S. 287-290; vgl. jetzt auch: Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 91 f. Nr. 69, sowie S. 281 f. Nr. 246.
71 Vgl. Maurer (wie Anm. 64) S. 36 ff. - Stammheim kann geradezu als Paradebeispiel einer frühen >Adelsburg< gelten (ebd. 42 f.), wenn wir den Worten des St. Galler Mönches Ekkehard IV., der allerdings über ein Jahrhundert nach den Ereignissen schrieb, trauen dürfen. Bereits 879 hatte Karl III. den Königshof Stammheim an St. Gallen gegeben; Abt Hartmut ließ sich diese Memorialstiftung des Herrschers an den hl. Otmar im Herbst 883 nochmals urkundlich bestätigen. König Konrad I. schließlich habe - so Ekkehard IV. - den noch in der Hand des Königs verbliebenen Rest des fiscus Stammheim anläßlich eines Besuchs im Galluskloster 911 ebenfalls dem hl. Otmar tradiert (Karl Schmid, Brüderschaften mit den Mönchen aus der Sicht des Kaiserbesuchs im Galluskloster vom Jahre 883, in: Helmut Maurer, Hrsg., Churrätisches und st.gallisches Mittelalter. Fs. f. Otto P. Clavadetscher, Sigmaringen 1984, S. 179-181 mit den Nachweisen; vgl. jetzt Thomas Zotz in diesem Band S. 287f.). Laut Ekkehard hatten die beiden gräflichen Brüder Bertold und Erchanger, die in jenen Jahren um die Herzogsherrschaft rangen, über dem Ort eine Burg erbaut: Carpuntur iterum cordibus fratres Uli sepe dictipro damno regii fisci. Nam castellum quoddam super Stamhem iam dudum struxerant, quod conquisitionis sue proprietate coram rege sibi vendicabant. Quibus rex: >Castellum<, inquit, >sine oppidanorum dampno habere nequibitis; quibus si iniuriosi quidem fueritis, mei gratia carebitis.< Ekkehardi IV. Casus s. Galli (wie Anm. 59) c. 16, S. 66 f. (Meyer von Knonau) bzw. S. 44 f. (Haefele). Nach der Gefangennahme der Grafen habe König Konrad die Burg dann dem hl. Otmar, dem Kloster St. Gallen also, zur Zerstörung überlassen (ebd. c. 21, S. 79 bzw. S. 52f.): Rex vero castellum illud odiosum sancto Otmaro, causa mali tanti, tradidit diruendum. Auch wenn man Ekkehards >Klostergeschichten< nicht in allen Einzelheiten für bare Münze nehmen darf, so kommt hier doch eine Grundkonstellation zum Ausdruck, nämlich adelige Herrschaftsbildung auf durch andere Rechte gebundenem, wenn man so will, usurpiertem Gut, die sich unter anderem konkretisiert in einem befestigten Mittelpunkt, einer Burg. Vgl. Maurer (wie Anm. 65) S. 41 ff. auch zu archäologischen Aufschlüssen auf dem Stammheimer Berg (TA 2) und mit Hinweis auf die Bemerkungen Mitterauers (wie Anm. 42). Zu den bei Ekkehard in unserem Zusammenhang außerdem genannten, teils indessen nicht identifizierten Burgen neuerdings Eberhard Dobler, Die Schrotzburg - eine alemannische Herzogsburg des 8. Jahrhunderts (Hegau 24/25, 1979/1980) bes. S. 21-23.
72 Zuletzt Althoff, in diesem Band S. 463 mit Anm. 29, und Thomas Zotz, König Otto I., Graf Guntram und Breisach (Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 137, 1989) S. 64 ff.
73 Kartiert von Hansmartin Schwarzmaier, Karte V/2 >Das Königsgut in karolingischer, ottonischer und salischer Zeit« (Historischer Atlas von Baden-Württemberg, wie Anm. 34); vgl. Michael Borgolte, Besitz- und Herrschaftsverbindungen über den Schwarzwald in der Karolingerzeit (Kelten und Alemannen im Dreisamtal, wie Anm. 95) S. 77-99, sowie Zotz in diesem Band S. 275 ff.
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sie lagen, waren die meist als königliche Aufenthaltsorte bezeugten palatia und villae oder curtes regiae gewiß Mittelpunkte, die - worauf man des öfteren hingewiesen hat -gelegentlich auch befestigt sein konnten74. Freilich: Was Umfang und Ausdehnung des Königsgutes und auch die Herrscheraufenthalte angeht, steht der Breisgau sicherlich im Schatten des benachbarten Elsaß mit der bedeutenden Pfalz Schlettstadt, den weitläufigen königlichen Forsten des Hardtwaldes und von Hagenau. Zwei königliche villae oder curtes sind allerdings auch im Breisgau bezeugt: Kirchen bei Lörrach und Sasbach am Kaiserstuhl. Auf der Terrassenzunge »Bergrain« in Kirchen erschloß eine Notgrabung mehrere Gebäude, teils Holz- teils Steinbauweise, und eine den Geländesporn abriegelnde Abschnittsbefestigung. Fundmaterial aus Gräbern der Karolinger- und Ottonenzeit führte zu der Vermutung, es könnte sich hierbei um das Gelände des durch Schriftquellen bezeugten Königshofes handeln75.
Werfen wir aber einen Seitenblick auf das benachbarte rudolfingische Hochburgund! Es ist von größtem Interesse für die »Frühgeschichte« der mittelalterlichen Burg in den Oberrheinlanden, daß Grabungen in der königlichen curtis Bern-Bümpliz ein Ensemble ans Licht brachten, welches formal ganz unmittelbar an frühe, einfache Typen der Niederungsburg erinnert: Die ältesten aufgefundenen (Holz-)Gebäude erhoben sich auf einem durch einen imposanten Ringgraben gleichsam aus dem flachen Gelände »herausgeschnittenen« Platz76. Wenn die vorhin genannten Berge wie der Hohentwiel und Stammheim zu den Vorfahren der mittelalterlichen Höhenburgen zählen, so gehört Bümpliz gewiß zu den »Ahnen« der Niederungsburg, welcher unser Projekt besondere Aufmerksamkeit widmen muß77.
Damit wären wir beim eigentlichen Gegenstand unseres Vorhabens angelangt: der mittelalterlichen Adelsburg. Sie könnte man definieren als befestigten, demonstrativ wehrhaften, bewohnbaren Platz und Bau, von dem aus Herrschaftsrechte ausgeübt werden, die sich an seine Bewohner knüpfen, als einen Ort auch, an dem sich ritterliches, adeliges Leben abspielte. Dies findet unter anderem Ausdruck darin, daß der Adel sich nach den Burgen zubenennt, auf ihnen urkundet, lebt, und - wie es gelegentlich bezeugt ist - dort
74 S. beispielsweise Josef Fleckenstein, Uber Pfalzen und Königshöfe im karolingischen Alemannien (Bausteine zur geschichtlichen Landeskunde von Baden-Württemberg. Hg. von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg anläßlich ihres 25-jährigen Bestehens, Stuttgart 1979) S. 103; Thomas Zotz, Vorbemerkungen zum Repertorium der deutschen Königspfalzen (Blätter für deutsche Landesgeschichte 118, 1982) S. 179; allg. Ders., Königspfalz und Herrschaftspraxis im 10. und frühen 11. Jahrhundert (Blätter für deutsche Landesgeschichte 120, 1984) S. 19-46; ferner Streich (wie Anm.36) S. 138.
75 Fleckenstein (wie Anm. 74) S. 108 ff. (mit den Nachweisen) sowie Gerhard Baaken, Fränkische Königshöfe und Pfalzen in Südwestdeutschland. Eine Forschungsbilanz aus der Sicht des Historikers (Ulm und Oberschwaben 42/43, 1978) S. 34. - Meyer, Burgen von A bis Z (wie Anm. 23) S.21; Hansmartin Schwarzmaier in: Lörrach. Landschaft - Geschichte - Kultur (Lörrach 1983) S. 98-101. Zu den Grabungsbefunden in Kirchen Hübener (wie Anm. 43) S. 58 f. mit Abb. 5 und Hinweisen. - Vgl. jetzt Thomas Zotz in diesem Band S. 287 und 289.
76 Werner Meyer, Das >Alte Schloß« von Bümpliz, ein mittelalterlicher Adelssitz (Chäteau Gaillard. Etudes de Castellologie medievale 7, 1975) S. 159ff.; vgl. Dens, (wie Anm. 40) S. 70, ferner: Geschichte des Kantons Freiburg 1 (Freiburg i.Ü. 1981) S. 112ffbes. S. 119. Man vgl. zu den curtes der in der späten Karolingerzeit zum Königtum aufgestiegenen Rudolfinger auch die Bemerkungen von Mitterauer (wie Anm. 42) S. 495 hinsichtlich der Liudolfinger. Allg. zum sog. c«rtis-Problem Brachmann, Der mittelalterliche Befestigungsbau (wie Anm. 44) S. 309 ff.
77 Vgl. Salch, Dictionnaire (wie Anm. 9) S. 361: >I1 ressort des etudes recentes que les edifices qui ont le plus influence la production castrale des XIe et XIIe siecles sont les grandes enceintes imperiales. Celles-ci sont construites en plaine ...<. - Allg. zum Zueinander von Königsgut, Pfalz und Burg: Mitterauer (wie Anm. 42) passim, und Brachmann, Der mittelalterliche Befestigungsbau (wie Anm. 44) bes. S. 243 ff.
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das irdische Leben beschließt, usf. Die hochmittelalterliche Burg gehört daher wesenhaft zum dynastischen Adel, zur Herrschaft über Land und Leute; ihre Erforschung ist - wir sagten es schon - ein zentrales Thema der Landesgeschichte. Entwicklung und Ausformung der »Burgenlandschaft« vom 10. Jahrhundert bis zum Ende des Mittelalters spiegeln adelige Dynastiebildung und Herrschaft, Landesausbau, Territorienbildung, um nur einige Stichworte zu nennen. Eine weitere Aufgabe des Projektes wäre deshalb, neben dem geplanten Burgenkatalog Charakteristika der »Burgenlandschaft« Breisgau herauszuarbeiten; unserem Repertorium der Breisgauer Burgen müssen entsprechende Studien zur Seite treten, die Aufschluß geben über die rechtlich-herrschaftliche Zuordnung der Burgstellen, aber auch über die Bedingungen ihrer Entstehung und Existenz. Notwendig ist die Erforschung und Kartierung der Herrschafts- und Besitzstrukturen, wie das in vorbildlicher Weise bei der Ausstellung »Les chäteaux normands de Guillaume le Conquerant ä Richard Coeur de Lion« erprobt worden ist78.
Auf den ersten Blick mag es so scheinen, als wäre die südbadische Oberrheinebene im Vergleich mit den umliegenden Regionen des Elsaß, der Nordschweiz oder auch der innerschwäbischen Landschaften an Neckar, Donau und Bodensee eine »spätentwickelte« Burgenlandschaft gewesen, eine Landschaft, wo der Bau adliger Burgen erst spät eingesetzt hätte. Ob dieses Bild zutrifft oder ob es nur den unzulänglichen Stand der Burgenforschung spiegelt, bleibt zu prüfen. Walter Klewitz' Kartierung der in den Urkunden Barbarossas bezeugten Grafen79 zeigt indessen zweifellos strukturelle Unterschiede zwischen Innerschwaben und dem Breisgau im Hochmittelalter auf, die der Erklärung bedürfen. Sie gibt klar zu erkennen, daß das Land östlich des Schwarzwaldes eine große Zahl gräflicher Geschlechter hervorgebracht hat (die sich natürlich vorwiegend nach Höhenburgen zubenannten, weswegen die Karte in gewisser Hinsicht auch auf die frühen Adelsburgen hinweist), während der Breisgau mit dem Zähringer nur ein einziges Grafengeschlecht zu verzeichnen hat, das zudem längst in den herzoglichen Rang aufgestiegen war. Dieser Befund verdient besondere Aufmerksamkeit: Charakterisiert er den Breisgau zwar zunächst einmal als zentralen Herrschaftsbereich der Zähringer, so hilft er doch auch, die Probleme der »Burgenlandschaft« Breisgau besser zu erkennen. Denn wenn in Inner-alemannien vor allem die besagten Grafengeschlechter Träger des frühen Burgenbaus im 11.Jahrhundert waren80, dann wirft dies die Frage auf, wann und wo im Breisgau der Burgenbau einsetzt und welche Rolle die Zähringerherrschaft in diesem Zusammenhang gespielt hat.
Wir werden also besonderes Augenmerk richten müssen auf die Frage, ob der Breisgau im 11. und früheren 12. Jahrhundert den anderen Landschaften Schwabens tatsächlich an
78 Im Katalog Ville de Caen. Neuvieme centenaire de la mort de Guillaume le Conquerant (1087-1987): Les chäteaux normands de Guillaume le Conquerant ä Richard Coeur de Lion. Musee de Normandie, Eglise Saint-Georges du Chäteau Caen 15 mai - 31 aoüt (Publication du Musee de Normandie n°6) sind die ausgestellten Karten leider nicht abgebildet und kommentiert worden.
79 Hans-Walter Klewitz, Das alemannische Herzogtum bis zur staufischen Epoche. Aufgaben und Probleme der Erforschung seiner inneren Entwicklung und ihrer geschichtlichen Voraussetzungen (Ober-rheiner - Schwaben - Südalemannen. Räume und Kräfte im geschichtlichen Aufbau des deutschen Südwestens, hg. von Friedrich Maurer = Arbeiten vom Oberrhein. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Universität Freiburg i. Br., Straßburg 1942) S. 102ff. mit Karte 8; zuletzt Karl Schmid in diesem Band S. 24.
80 H.-M. Maurer, Die Entstehung (wie Anm.40) S. 296 f.
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Burgendichte nachsteht81 - während das ja im 13. Jahrhundert gewiß nicht der Fall ist82 -und, wenn dies so wäre, ob und in welcher Weise die Verlagerung des zähringischen Herrschaftskerns in den Breisgau seit 1079 auf den Burgenbau eingewirkt hat. Denn der aus dem Innerschwäbischen gut bekannte Zug der Adelsgeschlechter aus den Altsiedlungen auf die Höhen, der mit dem Bau von »Höhenburgen« einherging83, der wohl auch zu tun hat mit der Herausbildung allodialer Adelsherrschaften, ist im Breisgau vielleicht nicht in vergleichbarem Ausmaß oder in vergleichbarer Qualität eingetreten. Und ob der innerschwäbische Raum nun zu Recht oder zu Unrecht als schon früh und überwiegend von Höhenburgen geprägte Landschaft gilt84, so war dies der Breisgau bis zum Ausgang der Zähringer 1218 sicherlich in geringerem Ausmaß. Angesichts dessen scheint es um so wichtiger, in unserem Arbeitsgebiet den Anfängen des Burgenbaus in den Altsiedlungen der Rheinebene besondere Beachtung zuzuwenden, vor allem auch dem Burgenbau der zähringischen Ministerialität, die ja überwiegend im Flachland des Breisgaus ansässig war. Das Zahlenverhältnis hochmittelalterlicher Höhen- zu Niederungsburgen dürfte im Breisgau eher noch markanter zugunsten der letzteren ausfallen, als es neulich im Elsaß festgestellt wurde: Dort verteilt sich der Gesamtbestand mittelalterlicher Burgen zu etwa einem Drittel auf die Höhen und zu rund zwei Dritteln auf Niederungsburgen/Wasserschlösser in der Ebene85.
Der Gegenstand des Vorhabens bedarf schließlich der Abgrenzung gegen die spätmittel-alterlich-frühneuzeitlichen Wehranlagen vom Typ des Landhags oder Letze und der Schanzen86, deren Aufnahme weder unter chronologischen Gesichtspunkten noch thematisch sinnvoll wäre, handelt es sich hierbei doch um rein militärisch-strategische Bauten, die nach Wesen und Funktion über das Mittelalter hinausweisen und den Anbruch einer neuen Epoche markieren.
Wenn die Sammlung und wissenschaftliche Katalogisierung der Burgen im Arbeitsgebiet Breisgau noch so etwas wie Pionierarbeit ist, so kommen dem Projekt Erfahrungen zugute, die mit der Erstellung von Burgenbüchern und Katalogen einzelner Burgtypen in vielen anderen Landschaften bereits gesammelt werden konnten. In den 1970er Jahren ist überdies eine »Bestandsaufnahme mittelalterlicher Adelssitze (Burgen) in der Bundesrepublik Deutschland« in Angriff genommen worden; ein entsprechender Vorbericht setzt sich ausführlich mit den Problemen sachgerechter Burgenkatalogisierung auseinander87. Auch
81 Freilich ist die Karte nicht im Hinblick auf Burgen hergestellt worden. Klewitz verzeichnete die in den Urkunden Friedrich Barbarossas genannten Grafengeschlechter (S. 103); im großen und ganzen vermittelt sie jedoch auch einen ungefähren Eindruck von der frühen Burgenlandschaft Alemanniens, geprägt durch die von Klewitz herausgearbeitete, im Frühmittelalter wurzelnde >Dreiteilung<, allerdings bezogen auf eine etwas frühere Zeit. - Uber den Raum östlich des Schwarzwaldes informiert jetzt umfassend der Sammelband: Zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Das Land am oberen Neckar, hg. von Franz Quarthal = Veröffentlichung des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br. 52, Sigmaringen 1984), zu den Burgen und der Burgenlandschaft darin der Beitrag von Hans-Martin Maurer, S. 111-160.
82 Vgl. oben S. 220.
83 H.-M. Maurer, Die Entstehung (wie Anm.40) bes. S. 296-301.
84 Antonow, Burgen des südwestdeutschen Raums (wie Anm. 34) S. 5-8; vgl. dazu aber Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) S. 6 ff.
85 Salch, Dictionnaire (wie Anm. 9) S. 355 carte n° 2 und S. 368 (Zahlenangaben); vgl. auch die bei Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) S. 4 genannten Zahlen.
86 Vgl. etwa die bekannten Landhage/Letzen im Hauensteiner Land: Rudolf Metz, Geologische Landeskunde des Hotzenwalds (Lahr 1980) S. 247ff.; Burgen von A bis Z (wie Anm. 23) S. 33, 37 usf.; Fridolin Thoma, Von den Anfängen der Besiedelung bis zur Neuzeit (Rickenbach. Geschichte der Einung, des Kirchspiels und der Gemeinde, Konstanz 1985) S. 68 ff.
87 Meckseper - Wangerin - Zander (wie Anm. 33).
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davon kann unser Vorhaben profitieren, wenngleich es scheint, daß sich regionale Burgensammlungen bisher gut bewährt haben und ihre Erarbeitung für sämtliche Landschaften unabdingbare Voraussetzung einer bundesweiten Inventarisierung wäre. Sie bleiben überschaubar, ihre Realisierung hält sich in einem vertretbaren zeitlichen Rahmen und sie bieten die nicht zu unterschätzende Möglichkeit, weitgehend mit landesgeschichtlichen Fragestellungen zu arbeiten.
Vielfältiger als hier angedeutet werden konnte, sind die Themen, die bei der Erstellung eines Breisgauer Burgenbuchs Berücksichtigung finden müssen. Nicht nur die Entstehung und Frühgeschichte der einzelnen Burgen, sondern auch ihre bauliche und geschichtliche Entwicklung, ihr Ende, Verfall oder ihre Zerstörung, ihre Uberlagerung durch ein Schloß oder eine Festung usf. sollen zur Sprache kommen.
Schließlich sei aufmerksam gemacht auf das wenig beachtete, landesgeschichtlich indessen höchst interessante und ohne Zweifel bedeutende Phänomen der »Burgentradition«, etwa bei spätmittelalterlichen Chronisten, sowie die nicht weniger bemerkenswerten Anfänge der Burgenkunde, insbesondere im Zusammenhang der unser Arbeitsgebiet zentral betreffenden frühneuzeitlichen Habsburger »Hofgenealogie«. Schon die Frage, ob nun eine in der Geschichtsschreibung überlieferte Burg tatsächlich existiert hat oder ob es sich um eine »fiktive« Anlage handelt, die bereits der mittelalterliche Historiograph oder seine Gewährsleute - aus welchen Anhaltspunkten auch immer - erschlossen haben, ist ja von grundsätzlicher Bedeutung für die Entscheidung, ob diese Aufnahme im Burgenkatalog finden muß oder nicht.
Als Beispiel für eine, historisch betrachtet, zunächst »fiktive« Burg nenne ich die Anekdote in des Mathias' von Neuenburg »Chronica« (1355) über die Vertreibung der angeblich älteren Kiburger Grafen von einer »Kibburg« auf dem Kibfelsen südlich oberhalb Freiburgs durch die Zähringer - ein Stoff, der gelegentlich noch in der Neuzeit rezipiert und verbreitet worden ist, so etwa in Hieronymus Gebwilers »Epitome« (1530)88.
88 Dazu jetzt Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 307 Nr. 267 sowie S. 317 Nr. 278. - Vgl. außerdem Dieter Mertens, Die Habsburger als Nachfahren und als Vorfahren der Zähringer (Die Zähringer 1, wie Anm. 97) S. 163, auch über eine angebliche Gitzenburg/Geisenburg in den Bergen um das Elztal. Zum Kibfelsen A. Mezger, Der Kibfelsen und das Kibbad (Schau-ins-Land 3, 1876) S. 73ff.; Bruno Boesch, Kyburg. Rätsel eines Burgennamens (Festschrift Paul Zinsli, Bern 1971, S. 161-169; wiederabgedr. in: Ders., Kleine Schriften zur Namenforschung 1945-1981, Heidelberg 1981) S. 343-351; zu den Ausgrabungen auf dem Kibfelsen O. Kantorowicz, Die Kyburg bei Freiburg i. Br. (Schau-ins-Land 54/55, 1929) S. 26-33. - Zur Suche nach der ursprünglichen Habsburg< und ihrer >Lokalisierung< unter anderem im Elsaß: Gerd Althoff, Studien zur habsburgischen Merowingersage (Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 72, 1979) S. 98ff. (mit Hinweisen). - Zum folgenden: Johann Jacob Fugger, Spiegel der Ehren des höchstlöblichsten kayser- und königlichen Erzhauses Osterreich ... (Nürnberg 1668) S. 19; es handelt sich um ein in den Jahren 1547-1555 entstandenes Werk, das in der Originalfassung nie gedruckt wurde. Ein Exemplar liegt in der Bayerischen Staatsbibliothek (Inv. Nr. Cgm 895/96), je ein weiteres in Wien und Dresden: Welt im Umbruch. Augsburg zwischen Renaissance und Barock (Augsburg 1980) Bd. 1, S. 223 Nr. 160. Sigmund von Birken hat das mit zahlreichen Kaiser- und Ritterportraits sowie Stammbäumen, Wappen und Landschaften illustrierte Werk über ein Jahrhundert nach der Niederschrift Clemens Jägers überarbeitet und in Nürnberg 1668 zum Druck gebracht. - Die Frage, inwieweit die hier behandelte Illustration des Birken-Druckes auf die Fuggersche Vorlage zurückgeht, bedarf der (mir nicht möglich gewesenen) Überprüfung an den Hss., ebenso die Frage nach dem genauen Standort der Habsburgergeschichte Fuggers bis auf Maximilian I. in dem weitverzweigten Baum der Habsburgersagen und -genealogien (Herrn Prof. Dr. D. Mertens, Tübingen, bin ich für Hinweise zu Dank verpflichtet). - Der erläuternde Text Birkens zu der Illustration (S. 20) lautet: >Otbertus (Ottwert) wäre ein Sohn / oder (wie etliche wollen) ein Enkel Sigeberti: von welchem zuvermuthen ist / daß ihme / als den Jüngern / das Erbländlein Avendum zu theil worden / da die altern Brüder das Herzogtum Schwaben / und andere reichere Herrschafften behalten. Dieser hat um das Jahr Christi 660 I
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Wenngleich außer Frage steht, daß auf dem extrem exponierten und deshalb für eine Adelsburg in mancherlei Hinsicht wenig geeigneten Kibfelsen hochmittelalterliche Funde gehoben und im Zuge einer Ausgrabung Mauerspuren festgestellt werden konnten, ist darin nicht unbedingt eine Bestätigung der Erzählung des Neuenburgers zu sehen. Die Anekdote entstand vielmehr nach dem Abgang einer wie immer gearteten Besiedelung auf der Felsspitze südlich Freiburgs, an welche man sich offenbar undeutlich erinnerte, und ist mit dem vorgetragenen Gehalt erst in der Zeit König Rudolfs von Habsburg denkbar, der bekanntlich über die Kiburger Grafen einen Teil des letztlich rheinfeldisch-zähringischen Erbes angetreten hatte und stark auf seine »herzoglich-schwäbischen« Zähringerahnen rekurrierte. Reagenzmittel und Gußform der Geschichte scheinen die exponierte Lage des Kibfelsens im einstmals zähringischen Herzen des Breisgaus und die vermutlich ältere Wurzel des Toponyms Kib-, über deren Erklärung man sich streitet, abgegeben zu haben.
Nicht weniger interessant erscheint in diesem Zusammenhang die Suche Sigismund Birkens und Marquard Herrgotts nach »frühhabsburgischen« Plätzen, insbesondere Burgen, und nach den »Stammsitzen« des Hauses Habsburg unter anderem im Breisgau, die nur vor dem Hintergrund der bekannten habsburgischen Herkunftssagen und der genealogischen Forschungen Sunthayms und Mennels für Maximilian I. verständlich ist. Je nachdem, welche Vorfahren man dem österreichischen Hause fand und zusprach, fiel die Lokalisierung der entsprechenden Plätze aus. So konnte die Habsburg ebenso im Elsaß wie im Breisgau gesucht und gefunden, »identifiziert«, ja sogar angesiedelt, »kartiert« und bildlich fixiert werden. Solche »Burgen« und »Plätze« dürfen zwar ähnlich den »habsburgischen Zähringervorfahren« als Bewußtseinszeugnisse gelten, die einer kritischen Prüfung auf ihre tatsächliche Existenz gewöhnlich nicht standhalten. Dennoch haben sie bis in die Burgenkunden unserer Zeit nachgewirkt und Spuren hinterlassen.
Fassen wir zwei Beispiele näher ins Auge! In Sigismund Birkens 1668 zu Nürnberg gedruckter »offiziöser« Bearbeitung des Fuggerschen Österreicher Ehrenspiegels findet sich eine Darstellung des »Habsburgische(n) Ankunfftgelaende(s)« (I. Buch, III. Cap., S. 19: »Urerster Habsburgischer Ankunffts-Ort«), nämlich des Breisgaus; der Betrachter blickt von einer Anhöhe im südlichen Elsaß auf Rheinebene und Schwarzwaldrand zwischen Breisach und Neuenburg. Über den Schwarzwaldkuppen erscheint ein Schriftband »Avendum. Comitatum«, das etwa von Freiburg bis Sulzburg reicht. Auf den Bergen dieser Landschaft im mittleren Breisgau fallen eine »Altenburg«, eine »Habsburg« und das »Otberthal« ins Auge. Was die »Altenburg« betrifft, so erinnert man sich unwillkürlich an die Kibfelsen-Anekdote des Mathias von Neuenburg, denn auf Birkens Illustration krönt diese den höchsten Schwarzwaldberg knapp südlich Freiburgs. Als »Habsburg« figuriert hingegen ein Gemäuer auf der höchsten Kuppe im Bereich des Münstertales, dargestellt jedenfalls oberhalb St. Trudperts. Über Sulzburg (»Suitsberg«) schließlich findet sich ein »Otberthal«, gemeint ist sicher das Sulzburger Tal, eingetragen (Abb. 1).
Die Frage, auf welcher Schwarzwaldkuppe Birken die »Habsburg« angesiedelt hat, führt sogleich weiter zu unserem zweiten Beispiel. Zur Auswahl stehen hier nämlich vor allem die Etzenbacher Höhe, die »Rödelsburg« und vielleicht noch die Kuppe der Obermünstertäler Burg Scharffenstein (Höhen 765 m, 773 m bzw. 914 m üNN.), Plätze also, mit deren »burgverdächtigen« Namen wie »Altes Schloß«, »Horburg« (Etzenbacher Höhe) oder »Regels-« und »Rödelsburg« sich noch Schuster - mit Hinweis auf Marquard Herrgotts
in gedachtem und figurlich-vorgewiesenem Thalgelände / zwey Bergschlösser gegeneinander über erbauet: und das eine / weil seine Vorfahren darauf gewohnet / Altberg oder Altenburg I das andere aber / nach dem nahmen dieses seines Erbländleins / Avendi Castrum, Habentumsburg oder Habensburg (woraus hernach der nähme Habsburg worden) genennet ...<
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Abb. 1 >Habsburgisches Ankunfftsgelaende< in dem von Sigmund Birken 1668 zu Nürnberg gedruckten >Spiegel der Ehren ... des Erzhauses Österreich ... < Johann Jacob Fuggers (1555)
»Genealogia diplomatica augustae gentis Habsburgicae« (Wien 1737) - und andere Burgen-kundler auseinanderzusetzen hatten89, denn Herrgott bringt auf seiner Tafel 2 (»Castra Quae eminent in Pago Brisgoiae juxta Monasterium S.Trutperti, quorum nonnulla a quibusdam Scriptoribus pro primis Almae Gentis Habspurgicae Sedibus perperam haben-tur. Quibus accedit species veteris urbis Friburgensis.«) neben einem Prospekt Freiburgs mit der Zähringerburg (»Arx vetus Zaringensis, ac munimenta Oppidi Friburgensis: quemadmodum praesenti Facie hospitibus alludit. -«), einer Vogelschau des mittleren Breisgaus sowie Randbildern der Münstertäler Burgen »Scharffenstein« und Staufen auch ein Bild der »Regelspurg« (»Regelspurg Castrum«). Wie bei Birken erscheint bei Herrgott - wenn auch um einiges kritischer, was im einzelnen zu untersuchen bliebe - der Raum zwischen Freiburg und St. Trudpert, insbesondere das Münstertal, als »urhabsburgische« Burgenlandschaft (Abb. 2).
An der hier angedeuteten Burgentradition im Gefolge frühneuzeitlicher Habsburgergenealogien wird man bei der Erarbeitung eines Breisgauer Burgenkataloges schon deshalb
89 Schuster (wie Anm. 2) S.203f. Nr. 347ff. - Zum folgenden: Herrgotts Breisgauer Burgentafel findet sich als zweite Abbildung nach einer Landkarte am Schluß der >Prolegomena< (S. LXXII); sie illustriert das zweite Kapitel (S. 9ff.) mit der Überschrift: >De pago Brisgoviae, in quo, secundum diplomata a nobis collecta, Majores gentis Habsburgicae sedes suas collocaverant<, in welchem Herrgott zunächst die >drei Burgen des Münstertales< untersucht und sich unter anderem kritisch mit Birkens Darstellung auseinandersetzt (bes. S. 14).
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Abb. 2 Die Breisgauer Burgen in Marquard Herrgotts >Genealogia diplomatica augustae gentis Habsburgicae« (1737).
nicht vorbeigehen können, weil die genannten »Monumente« zum Teil bis auf den heutigen Tag in den Burgenkunden erscheinen, ihre Verifizierung oder Falsifizierung (als »mittelalterliche Burgen«) indessen nicht primär auf dem üblicherweise im Projekt zu beschreitenden Weg - der Zusammenschau von Prospektionsergebnissen und historischen Quellen - bewältigt werden kann, sondern darüberhinaus eine kritische Aufarbeitung von offenbar die Periodengrenze zwischen Mittelalter und Neuzeit überspannenden Traditionen verlangt.
Raum und Zeit
Als Arbeitsgebiet des Projektes wählen wir anders als manche in den letzten Jahren erschienene regionale Burgensammlung90 einen historischen Bezirk, den alten Breisgau, der im frühen und hohen Mittelalter den Amtsbereich eines Grafen bildete91. Mindestens
90 An modernen Verwaltungsbezirken orientieren sich etwa die Burgenkataloge von Janssen - Janssen (wie Anm. 37), Müller-Wille (wie Anm. 137) und Salch, Dictionnaire (wie Anm. 9), an einer staatenübergreifenden >Regio< das Werk Burgen von A bis Z (wie Anm. 23) usf.; vgl. auch die Bemerkungen von Joelle Burnouf, Les chäteaux sur motte dans la seigneurie episcopale de Strasbourg (Actes du 103e Congres national des Societes savantes, Section d'archeologie et d'histoire de l'art: La Lorraine. Emdes archeologiques, Nancy - Metz 1978, 1980) S. 165 mit Anm. 7.
91 Vgl. die Karte bei Klewitz (wie Anm. 81) S. 87 Nr. 6; Wolfgang Stülpnagel, Der Breisgau im Hochmittelalter (Schau-ins-Land 77, 1959) S.3-17; zu dem hier interessierenden Zeitraum jetzt vor allem
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für die Früh- und Blütezeit des Burgenbaus am Oberrhein erfassen wir damit die Burgstellen in einer Landschaft, die damals »politisch« gewissermaßen eine Einheit bildete. Die territoriale Eingrenzung frühmittelalterlicher »Grafschaften« bietet zwar gewöhnlich Schwierigkeiten, gerade beim Breisgau fällt eine genaue Umschreibung wegen der markanten natürlichen Gegebenheiten vergleichsweise leicht. Der Rhein umfaßt den Breisgau im Süden und Westen, der Bleichbach, der im Hochschwarzwald entspringt und durch das Muckental bei Bleichheim in die Ebene austritt, wo er heute in das Altwassersystem des Rheines bei Rust mündet, im Norden92. Gegen Osten bilden die Hochlagen des Schwarzwalds die natürliche Grenze des alten Breisgaus, wobei man sich freilich mit schematischen Grenzlinien begnügen muß; hier erlaubt die Überlieferung nur die Verbindung einiger Landmarken wie Hünersedel und Feldberg93.
Die Ursprünge der eben grob umrissenen Breisgaugrafschaft reichen zurück ins S.Jahrhundert, in die Zeit der karolingischen Reorganisation Alemanniens94. Seit dieser Epoche ist der so umgrenzte Breisgau sowohl als herrschaftlicher als auch kirchlicher Bezirk oder, wenn man so will, als Verwaltungseinheit faßbar, als frühmittelalterliche »Grafschaft«95 und als bischöflich-konstanzisches Archidiakonat96. Auch wenn die karolingische Graf-
Thomas L. Zotz, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum. Zur Verfassungs- und Besitzgeschichte im 10. und beginnenden 11. Jahrhundert (Vorträge und Forschungen, Sonderbd. 15, Sigmaringen 1974); Hans Jänichen, Beiwort zur Karte IV/3: >Bezirksnamen des 8. bis 12. Jahrhunderts« (Historischer Atlas von Baden-Württemberg, wie Anm. 34)
92 Es handelt sich um den historischen Flußlauf vor der Rheinkorrektion Tullas im 19. Jahrhundert mit seinen ehemals nur schwer zugänglichen Auen; vgl. dazu Eugen Reinhard, Karte IV/19 Veränderungen der Kulturlandschaft durch die Rheinkorrektion seit 1817. Südteih (Historischer Atlas von Baden-Württemberg, wie Anm. 34). - Die Rheinkorrektion berührt unser Projekt in wenigen Fällen. Ein Beispiel: Unklar ist die Lage von Froeschbach zum historischen Verlauf des Stroms (vgl. Salch, Dictionnaire, wie Anm. 9, S. 98 Nr. 102, sowie bereits Heyck, wie Anm. 6, S. 529).
93 Gegen den Hochrhein zu gilt den einen die Hauensteiner Murg (so etwa Stülpnagel, wie Anm. 91, S. 4), anderen eine Linie östlich der Werra gegen die Murg als historische Grenze des alten Breisgaus: Hermann Schwarzweber, Der Breisgau in Landschaft, Geschichte, Bau, Klima, Siedlung und Wirtschaft (Freiburg und der Breisgau = Badische Heimat, Karlsruhe 1929, S. 1-25) S. 8; Schuster (wie Anm. 2) S. 177 (Wasserscheide zwischen Murg und Werra).
94 Heinrich Büttner, Die Entstehung der Konstanzer Diözesangrenzen (Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 48, 1954) S. 225-274, bes. S. 237-241; Ders., Breisgau und Elsaß. Ein Beitrag zur frühmittelalterlichen Geschichte am Oberrhein (Schau-ins-Land 67, 1941; wiederabgedr. in: Schwaben und Schweiz, wie Anm. 131, S. 61-85) S. 67f.; Otto Feger, Geschichte des Bodenseeraumes 1 (Lindau-Konstanz 1956) S. 202; Zotz (wie Anm. 68) S. 20 f.
95 Die territoriale Erstreckung kann in Umrissen angegeben werden durch die Kartierung der entsprechenden Grafenformel: Michael Borgolte, Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit (Vorträge und Forschungen, Sonderbd.31, Sigmaringen 1984) S. 111-12, bes. Karte S. 114 (mit Hinweisen); vgl. Ders., Besitz- und Herrschaftsverbindungen über den Schwarzwald in der Karolingerzeit (Kelten und Alemannen im Dreisamtal. Beiträge zur Geschichte des Zartener Beckens, hg. v. Karl Schmid = Veröffentlichung des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br. 49, Bühl/Baden 1983) S. 77-99, sowie Ders., Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie (Archäologie und Geschichte. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland 2, Sigmaringen 1986) unter den jeweiligen Breisgaugrafen. - Für die spätere Zeit: Meinrad Schaab, Landgrafschaft und Grafschaft im Südwesten des deutschen Sprachgebiets (Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 132, 1984) S. 31-55.
96 Die räumliche Erstreckung des Archidiakonatsbezirks ergibt sich vor allem aus der Urkunde Friedrich Barbarossas für Bischof Hermann von Konstanz (MGH D Friedr. I. Nr. 128, 1155 Nov. 27) sowie aus dem >Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275«, hg. von W. Haid (Freiburger Diözesan-
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schaftsverfassung in der Folge zerfiel und die alten Bezirke seit der Jahrtausendwende ihr ursprüngliches Gepräge zunehmend verloren, so scheint es dennoch gerechtfertigt, den Breisgau als Arbeitsgebiet zu wählen; denn die karolingische Verwaltungsgliederung hat in vielfältiger Weise in das hohe Mittelalter hinein fortgewirkt. So wurde das Grafenamt, das die Vorfahren der Zähringer, die Bertolde, vielleicht im Zuge der Neuordnung des Oberrheingebiets durch Heinrichs II. und Konrads II. Burgundpolitik erlangten97, zu einem der Ausgangspunkte zähringischer Herzogsherrschaft vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. Denn seit der Eroberung des Breisgaus durch Bertold II. im Jahre 107998 waren diese schwäbischen Dynasten ohne Zweifel die unbestrittenen Herren zwischen Schwarzwald und Oberrhein und konnten hier ihre Herrschaft in einer Weise ausbauen und intensivieren, wie es in den linksrheinisch-burgundischen, aus dem Rheinfeldener Erbe stammenden Landschaften in der heutigen Schweiz wohl nicht gelang. So brachte die Zähringerzeit die Ausbildung und Blütezeit der Burgenlandschaft und des ritterlichen Lebens am südöstlichen Oberrhein mit sich: Hier konnten die Herzoge sich ganz überwiegend auf »Ministerialen«, ihre hauseigenen »Dienstmannen«, stützen, deren Sitze sich in einem dichten Netz über den Breisgau spannten, dichter als im älteren zähringischen Herrschaftskern am Albtrauf, großflächiger auch als in den ehemaligen Rheinfeldener Landen zwischen Reuss und Aare99.
Kennzeichnend für den Stellenwert des Breisgaus im Rahmen der Zähringerherrschaft ist auch, daß sich hier kaum andere Grafengeschlechter neben den Herzogen behaupten konnten: Die Nimburger, die seit Ende des 11. Jahrhunderts über den Grafentitel verfügten, gelten als einziges Beispiel gräflicher Breisgauer Vasallen der Zähringer100, während andere, wie vielleicht die Herren von Staufen, sich dem Sog der jüngeren zähringischen Herrschaftsbildung am Oberrhein wohl nicht entziehen konnten und trotz bedeutender angestammter Herrschaftsrechte, wie in diesem Falle der Vogtei über das Kloster St. Trud-
Archiv 1, 1865) S. 198-212; danach Feger (wie Anm. 94) und Stülpnagel (wie Anm. 91); Martin Wellmer, Der vorderösterreichische Breisgau (Vorderösterreich. Eine geschichtliche Landeskunde, hg. von Friedrich Metz, Freiburg 21967) S. 282-288; vgl. jetzt: Meinrad Schaab, Beiwort zur Karte VIII/5 >Kirchliche Gliederung um 1500< (Historischer Atlas von Baden-Württemberg, wie Anm. 34) mit Hinweisen, sowie Ders. (wie Anm. 95) S. 38 f.
97 Zotz (wie Anm. 68) S. 172ff.; zuletzt Gerd Althoff, Die Zähringerherrschaft im Urteil Ottos von Freising (Die Zähringer. Eine Tradition und ihre Erforschung, hg. von Karl Schmid, Veröffentlichungen zur Zähringerausstellung I, wie Anm. 29) S. 53f. - Vgl. auch Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 19f.
98 Karl Schmid, Die Burg Wiesneck und die Eroberung des Breisgaus durch Bertold II. im Jahre 1079 (Kelten und Alemannen im Dreisamtal, wie Anm. 95, S. 115-139) bes. S. 136-139; Ders. in: Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 19-23 Nrn. 10-11.
99 Vgl. die Kartierung des Zähringerbesitzes am Oberrhein: Hansmartin Schwarzmaier - Joachim Fischer, Karte V/3 >Hochadelsbesitz im 12. Jahrhunden (Zähringer, Welfen)< (Historischer Atlas von Baden-Württemberg, wie Anm. 34); eine Kartierung des Zähringergutes im gesamten Herrschaftsgebiet der Herzoge fehlt bis heute (vgl. meine Bemerkungen in: Die Zähringer 2, wie Anm. 29, S. 17f. Nr. 9, mit Hinweisen). - Karte der Zähringer Ministerialen: wie oben Anm. 5.
100 Sie erlangten spätestens 1094 die Grafenwürde, wobei bislang nicht geklärt ist, auf welche Weise: Ulrich Parlow, Die Grafen von Nimburg. Zur Frage ihrer Herkunft und ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen (Zulassungsarbeit zur Wissenschaftlichen Prüfung Freiburg i. Br. 1984; Masch.) bes. S. 49-54. Bereits geraume Zeit vor dem Ende der Zähringer gaben die Nimburger ihre Herrschaft zugunsten der Teilnahme am vierten Kreuzzug auf, überließen sie jedoch nicht dem Zähringerherzog, sondern dem König und dem Bischof von Straßburg. Für unser Projekt ist auch von Bedeutung, daß einige Burgen im nördlichen Breisgau zur Nimburger Herrschaft gehörten. - Zu den anderen kleinen Herrschaften im nördlichen Breisgau, deren Anfänge noch in die Zähringerzeit zurückreichen: Kohler (wie Anm. 3)
S. 31 ff. sowie Rolf Brinkmann, Burgruine Hochburg (Emmendingen 1984) S. 7ff.
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pert im Münstertal, in dienstrechtliche Abhängigkeit von den Herzögen, in die familia oder domus ducis gerieten oder sich begeben mußten101.
Zusammenfassend darf man wohl sagen, daß der hochmittelalterliche Breisgau eine nachhaltig von der Herzogsherrschaft der Zähringer geprägte Landschaft war und als Kultur- und Burgenlandschaft durchaus ein eigenes Gesicht gezeigt haben dürfte102, das sich in manchem abgehoben haben mag vom benachbarten bischöflichen Baselbiet103 und vom Elsaß auf der anderen Rheinseite104. Unter dem Aspekt der naturräumlichen Gegebenheiten betrachtet, forderte der Breisgau die mittelalterlichen Burgherrn und Architekten freilich in ähnlicher Weise heraus wie die Nachbarlandschaften. Die kleinteilige und abwechslungsreiche Gliederung in die Rheinaue mit ausgedehnten, sumpfigen Wäldern, eine nach Norden hin sich öffnende Tiefebene mit den markanten Höhenzügen des Kaiserstuhls und Tunibergs, eindrucksvollen Inselbergen wie Breisach, Limberg/Sasbach, Schönberg und Staufener Burgberg, sowie den Bergen und Tälern des Hochschwarzwalds hatte wohl eine sehr differenzierte Burgenbaukunst zur Folge105.
Als das Erbe der Zähringer nach dem Tode Herzog Bertolds V. 1218 unter den Urachern, Kiburgern und Teckern aufgeteilt wurde106, da vollzog sich auch im alten Breisgau jene territoriale Aufsplitterung, wie sie für weite Teile des spätmittelalterlichen Reichs als typisch gilt. Im einstigen Zähringerland am Oberrhein konnte nun mancher ehemaliger Vasall oder Ministeriale der Herzoge eine eigene Herrschaft aufbauen oder erweitern und sichern, während andererseits die aufstrebenden Städte und die Habsburger ihre Position nicht zuletzt durch den Erwerb von Burgen mit deren Zubehör zu konsolidieren trachteten107. Was die Spätzeit des Mittelalters betrifft, ist das Projekt daher gefordert, den bereits von Kohler erreichten landesgeschichtlichen Forschungsstand auszubauen und die politische Rolle der Burgen genauer zu beschreiben und zu verstehen.
Die untere zeitliche Begrenzung setzen wir im allgemeinen am Ende des Mittelalters, auch wenn diese Periodengrenze in einzelnen Artikeln überschritten wird. Falls eine mittelalterliche Burgstelle zu einem Schloß oder zu einer Festung umgebaut wurde, was nicht selten geschah und noch häufiger angenommen wird, muß dies Erwähnung finden, ebenso das Schicksal der Burgruinen in der Neuzeit. So erscheinen gelegentlich auch
101 Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 53ff. sowie S. 59ff. Nr. 36-38.
102 Vgl. Kohler (wie Anm. 3) S. 10 bzw. 30, wo von der >Burgenpolitik der Herzoge« und von einem >systematische(n) Burgenbau« der Zähringer mit dem Ziel, die >Schwarzwaldpässe< zu beherrschen, die Rede ist.
103 Die Burgenlandschaft im Baselbiet charakterisiert Meyer (wie Anm. 32) S. 68-74, im Kiburger Herrschaftsgebiet Ders. (wie Anm. 20) S. 69 ff. - Allg. vgl. Schaab, Elemente (wie Anm. 34) S.9.
104 Vgl. Lucien Sittler, L'Alsace: terre d'histoire (Colmar 1972) S. 54ff. und S. 77ff.; Salch, Diction-naire (wie Anm. 9) S. 8-10 und bes. S. 356; neuerdings Paul Stintzi, Der Sundgau. Landschaft - Geschichte - Kultur (Freiburg i.Br. 1985) S.36ff.
105 Vgl. die Bemerkungen über die elsässischen Motten von Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) S. 18 ff. und Hübener (wie Anm. 43).
106 Die Zähringer 2 (wie Anm.29) S. 114ff.
107 Vgl. Kohler (wie Anm. 3) passim. - Leider fehlen meist neuere landesgeschichtliche Arbeiten über die angesprochenen Herrschaften und Themenkreise, vgl. beispielsweise Christoph Bühler, Die Herrschaft Geroldseck. Studien zu ihrer Entstehung, ihrer Zusammensetzung und zur Familiengeschichte der Geroldsecker im Mittelalter (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen 96, Stuttgart 1981).
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Herrenhäuser und Schlösser108 im Katalog, obwohl diese Anlagen als solche nicht verzeichnet werden sollen109.
III. Perspektiven: Das Beispiel der Niederungsburg Vörstetten
Den Burgen im Flachland des Breisgaus ist in der Vergangenheit wenig Aufmerksamkeit zuteilgeworden. In den eingangs genannten Burgenbüchern für Südbaden, die während der letzten Jahre erschienen sind, fehlen sie fast völlig; dort stehen die Burgruinen im Vordergrund, so daß der Eindruck entsteht, der Breisgau sei eine von Höhenburgen bestimmte Landschaft gewesen110. Die seitens des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg seit geraumer Zeit betriebene systematische Inventarisierung und Prospektion der Bodendenkmäler hat jedoch gezeigt, daß die mittelalterlichen Burgstellen in unserem Arbeitsgebiet bei weitem nicht alle bekannt sind. Ein erst kürzlich entdecktes bzw. wiederaufgefundenes Bodendenkmal, die Niederungsburg von Vörstetten, Kreis Emmendingen111, mag daher als Beispiel für einige Aspekte unserer Arbeit dienen, die unter anderem auf eine umfassende Kenntnis der Burgenlandschaft Breisgau zielt. Viele landesgeschichtliche und burgenkundliche Fragen wird man erst beantworten können, wenn der gesamte Burgenbestand festgestellt sein wird. Das Beispiel fordert deswegen auch Bemerkungen zu den Perspektiven des Projekts heraus.
Daß den Niederungsburgen im Breisgau bisher geringes Interesse entgegengebracht wurde112, hat viele Gründe, unter denen vor allem die gegenüber den Höhenburgen andersartigen nachmittelalterlichen Schicksale eine Rolle spielen. Anders als die Burgruinen auf abgelegenen Höhen und Bergen waren sie nach der Auflassung zum einen der landwirtschaftlichen Nutzung ausgesetzt. Angesiedelt inmitten fruchtbarer Fluren der Täler und der Rheinebene, verwischte der Pflug Wall und Graben. Burghügel und Gebäudereste sind fragmentarisiert und im Gelände, wenn überhaupt, nur noch in Spuren erkennbar. Zum anderen entstand auf den mittelalterlichen Burgstellen in der Niederung nicht selten ein neuzeitliches Schloß, wie zahlreiche Beispiele etwa im benachbarten, auch
108 R. von Freyhold, Breisgauer Herrenhäuser (Diss. TH Stuttgart 1937, gedr. Würzburg-Aumühle 1939) Vorwon S. Iff. und 1 ff.
109 Bereits die älteren burgenkundlichen Sammlungen, etwa Schuster (wie Anm. 2), verzeichnen die neuzeitlichen Anlagen, ferner jetzt: Ldkrs. Breisgau-Hochschwarzwald. Liste der Kulturdenkmale I: Die Bau- und Kunstdenkmale des ehemaligen Kreises Freiburg (Freiburg 1974) usf., jeweils unter den entsprechenden Gemeinden.
110 Vgl. oben bei Anm. 5. - Symptomatisch dafür ist auch das Schicksal der Motten in unserer Region. Als Joelle Burnouf die Elsässer Anlagen 1969 zu sammeln begann, waren dort gerade vier künstliche Burghügel bekannt, beim Abschluß des Projektes Mitte der 70er Jahre waren es immerhin rund 90 gesicherte Burgen dieses Typs (!): Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) S. 3f. - Uber Südwestdeutschland Hübener (wie Anm. 43) bes. S. 69 ff.
111 Herrn Dr. P. Schmidt-Thome vom LDA Baden-Württemberg, Außenstelle Freiburg, Bodendenkmalpflege verdanke ich die Einsicht in die Akten über Rettungsgrabungen zweier bis zur Flurbereinigung (>Rebumlegung<) während der 70er Jahre unbekannter Burgen in Kiechlingsbergen und Amoltern.
112 Vgl. die Bemerkungen von Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) S.4: >En effet il faut bien dire que jusqu'ä une epoque recente en France, la motte appelee castrale aujourd'hui, feodale autrefois, n'avait jamais beaucoup attire l'attention des historiens de l'epoque medievale. Son caractere, il est vrai, n'en faisait pas un monument facile ä etudier. Les prehistoriens plus que les medievistes se sont poses des questions ä son sujet: leur etude des tumuli les confrontait ä cette realitek Dieses Urteil gilt im großen und ganzen für die Niederungs- oder Tiefburgen allgemein und insgesamt; vgl. oben bei Anm. 5; allg. Heinrich Fichtenau, Lebensordnungen des 10. Jahrhunderts. Studien über Denkart und Existenz im einstigen Karolingerreich (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 30, Stuttgart 1984) S. 466 ff.
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in dieser Hinsicht besser erforschten Elsaß zeigen113, denn deren Lage in oder nahe den Dörfern kam den Bauherren und Schloßarchitekten in vielerlei Hinsicht entgegen. Drittens schließlich tragen Niederungsburgen gewöhnlich keinen eigenen Namen; sie heißen meist wie die Siedlungen, an welche sie sich anlagerten, oder in deren Kern sie aus älteren Strukturen erwuchsen114.
Die Suche nach Burgstellen im Altsiedeiland der Rheinebene und in den Tälern des Schwarzwaldrandes ist daher allein mit historischen Methoden nicht zu bewältigen; sie erfordert neben dem Studium der Schriftquellen den Einsatz eines umfänglichen hilfswissenschaftlichen Instrumentariums unter anderem aus den benachbarten Fächern, etwa die Auswertung von Flurnamen und historischen Karten oder die Heranziehung der Altsiedlungs- oder Wüstungskunde, und vor allem die Zurhilfenahme archäologischer Prospektionsverfahren wie Geländebegehung, Sammlung von Oberflächenfunden115, Luftphotographie usf.116.
Mithilfe archäologischer Prospektionsverfahren, aber auch im Zuge der großflächigen Flurbereinigung etwa im Kaiserstuhl konnte in den vergangenen Jahren, von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, manche mittelalterliche Burgstelle in unserem Arbeitsgebiet gefunden werden: die Niederungsburg Vörstetten, ein Burghügel bei Oberried/Kirchzarten, ein solcher am Wolfsgraben bei Ehrenstetten/Ehrenkirchen usw. Dies ist nicht das Verdienst unserer Arbeit, sondern des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg, das sich dankenswerterweise zu der notwendigen Kooperation bereitgefunden hat117. Ein im Denkmalamt
113 Salch, Dictionnaire (wie Anm. 9) S. 354/5 (Karte) und S. 356; vgl. auch die Karte bei Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm 10) S. 15 sowie Text S. 16.
114 Vgl. für das Elsaß ebd. S. 13 f.
115 Vgl. ebd., S.4f.
116 Gerade die Prospektion per Luftbild hat in den vergangenen Jahren in Süddeutschland einen großen Aufschwung genommen und kann, systematisch eingesetzt, beachtlichen Erfolg verbuchen: Otto Braasch, Luftbildarchäologie in Süddeutschland. Spuren aus römischer Zeit (Aalen 1983) Vorwort S. 3f.; s. auch Dieter Planck - Rolf Gensheimer, Luftbildarchäologie in Baden-Württemberg (Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1982, Stuttgart 1983) S. 13-17, sowie Dieter Planck - Wolfgang Struck, Luftbildarchäologie in der südlichen Oberrheinebene (ebd.) S. 18-23; Rolf Gensheimer, Luftbildarchäologie in Baden-Württemberg in den Jahren 1984/85 (Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1985, Stuttgart 1986) S. 13-19. - Eindrucksvolle Beispiele der Ortung mittelalterlicher Burgen per Luftbild in Bayern: Rainer Christlein - Otto Braasch, Das unterirdische Bayern (Stuttgart 1982) S. 68-72 sowie S. 158-171 Nrn. 29-35. - Allg. beispielsweise Irvin Scollar, Methoden der modernen Luftarchäologie (Methoden der Archäologie, wie Anm. 41) S. 40-47 (mit Hinweisen S. 47). - Auch im Elsaß hat man sich in der Burgenforschung mit Erfolg der Luftbildprospektion bedient: Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) S.5; das gleiche gilt für die Auswertung historischer Landkarten, welche in unserem Arbeitsgebiet im Hinblick auf die Burgen noch nicht systematisch betrieben worden ist; vgl. dazu allg. Eugen Reinhard, Inhalt und Wert alter Karten für die landeskundliche Forschung (Landkarten aus vier Jahrhunderten. Katalog zur Ausstellung des Generallandesarchivs Karlsruhe = Karlsruher geowissen-schaftliche Schriften, Reihe A: Kartographie und Geographie 3, 1986) S. 39-44 (mit Hinweisen); Hansmartin Schwarzmaier, Kartographie und Gerichtsverfahren: Karten des 16.Jahrhunderts als Aktenbeilagen. Zugleich ein Katalog der ältesten handgezeichneten Karten des Generallandesarchivs Karlsruhe (Aus der Arbeit des Archivars. Fs. f. Eberhard Gönner, hg. von Gregor Richter = Veröffentlichungen der staatlichen Archiwerwaltung Baden-Württemberg 44, Stuttgart 1986) S. 163-186; ferner Wolf-Dieter Sick, Der alemannisch-schwäbische Sprachraum im historischen Kartenbild (Die historische Landschaft zwischen Lech und Vogesen: Forschungen und Fragen zur gesamtalemannischen Geschichte, hg. von Pankraz Fried und Wolf-Dieter Sick = Veröffentlichung des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br. 59 = Studien zur Geschichte des bayerischen Schwabens 17, Augsburg 1988) S. 137-163.
117 Auf dankenswerte Bemühungen der Herren Dr. D. Planck, Dr. P. Schmidt-Thome und Prof. Dr. H. Steuer hat das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg ein Befliegungsprogramm eingeleitet, dessen Durchführung in den Händen von R. Gensheimer liegt.
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Abb. 3 Luftbild der abgegangenen Burganlage am nordwestlichen Ortsrand von Vörstetten, Kreis Emmendingen (Foto: Landesdenkmalamt Außenstelle Freiburg, ? 1967)
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Abb. 4 Ausschnitt aus Abb. 3
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inventarisiertes, 1967 von einer anderen Behörde aufgenommenes Luftbild des westlichen Dorfrandes von Vörstetten118 gibt nun höchst interessante Aufschlüsse über Lage und Gestalt einer abgegangenen Niederungsburg (Abb. 3 und 4). Die Anlage stößt an den Vörstetter Mühlbach im Gewann »Viehweide«, rund 250 m vom heutigen (und wohl auch mittelalterlichen) Ortskern entfernt119. Die unmittelbar benachbarte Flur »Brühl« sowie der Bachlauf weisen darauf hin, daß die Burg einst nicht nur durch die auf dem Luftbild deutlich sichtbaren Wälle und Gräben geschützt war, sondern auch im größeren Rahmen durch ihre Lage in der feuchten Niederung. Weiter nordwestlich zeigt der Flurname »Herrenholz« wahrscheinlich einen ehemaligen Bestandteil der Burgherrschaft an.
Der Vörstetter Mühlbach scheidet das Burggelände vom Dorf, das wenig weiter östlich auf der Niederterasse liegt; die Mühle am gegenüberliegenden Bachufer dürfte wohl erst im 18. Jahrhundert dort angesiedelt worden sein120. Auf dem Luftbild dominiert auf den ersten Blick ein kreisrundes, dunkel gefärbtes Muster, welches ein Grabensystem, einst wohl gespeist vom Bach, bezeichnet. Es handelt sich um die Reflexe zweier breiter, konzentrischer Gräben, getrennt durch einen schmalen Wall (im Bild heller). Ein dritter, wiederum konzentrischer und dunkler Ring ganz außen bezeichnet allem Anschein nach den Fuß eines mächtigen, die Gräben umfassenden Walls. Manche der auf dem Luftbild erkennbaren Strukturen sind heute noch im Gelände sichtbar, so beispielsweise das (im Bild helle) Zentrum der Anlage - ein geringfügig aus dem ebenen Umgelände herausgehobenes Plateau. Die landwirtschaftliche Nutzung der abgegangenen Burgstelle hat den ehemaligen Kern der Anlage zwar weitgehend eingeebnet, jedoch nicht völlig zu beseitigen vermocht. Dort dürften die Burggebäude zu suchen sein, die allein künftige archäologische Ausgrabungen wieder ans Licht fördern könnten. Weder die schwachen, heute kaum einer sicheren Deutung zugänglichen Strukturen (vielleicht Gruben? Zweckbestimmung?), die das Luftbild wohl von 1967 preisgibt, noch die vom Vf. beobachteten, hochgepflügten Buntsandsteinbrocken mit teilweise behauenen Kanten (Geländebegehung 1986) wollen nähere Auskunft über Baugestalt, Typ und Charakter der Vörstetter Burg geben. Auf Grund von - allerdings vorwiegend aus den deutschen Rheinlanden, England, Belgien und Nordfrankreich stammenden - Erkenntnissen moderner Grabungen121 steht immerhin zu
118 Ortsakten LDA, Außenstelle Freiburg, Bodendenkmalpflege. - Herr Dr. P. Schmidt-Thome hat unserem Projekt von Anfang an jede erdenkliche Unterstützung angedeihen lassen, wofür ihm auch an dieser Stelle herzlich Dank gesagt sei. - Im Rahmen einer Freiburger Luftbild-Ausstellung im Sommer 1985 (vgl. das Begleitblatt von Manfred Kotterba, >Luftbildarchäologie<, o.O. und o.J.) wurde kommentarlos ein weniger aussagefähiges, indessen farbiges Luftbild der Vörstetter Burg gezeigt; vgl. jetzt Wolfgang Struck, Archäologie in Südbaden aus der Vogelperspektive (Archäologische Nachrichten aus Baden 33, 1984) S. 7f. mit Abb. 7, wo eine weitere Aufnahme abgedruckt ist. - Schuster (wie Anm. 2) S. 218 Nr. 403, notierte: Vörstetten. Reste eines Schlosses erwähnt, das von einem tiefen Graben und Wall umgeben war und wohl dem im 12. Jahrhundert vorkommenden Ortsadel als Sitz gedient hatte; heute ist davon nichts mehr vorhanden«.
119 TK 1:25000 Bl. 7913; DGK 1:5000 Bl. 7912.16.
120 LDA-Freiburg, Ortsakten. - Elsässische Beispiele für das Zueinander von Dorf und Niederungsburg, in diesem Falle vom Typ der >Motte<, behandelt Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) S. 29, vgl. dazu ebd. S. 32 ff., wobei hervorgehoben sei, daß dieser Typ des Zueinanders im Elsaß offenbar sehr häufig begegnet.
121 Ich nenne nur ein Beispiel der mittlerweile zahlreichen modernen Burgengrabungen, die Holzbaubefunde erbracht haben: Jacques le Maho, La motte seigneuriale de Mirville. Xr-XIIe siecles (Recherches historiques et archeologiques de Haute-Normandie, Rouen 1984) S. 7f. und S. 13ff.; vgl. ferner: Aspects de la construction de bois en Normandie, du Ier siecle au XIV siecle. Travaux publies sous la direction de Patrick Halbout et Jacques le Maho (Centre Archeologique de Normandie, Caen 1984) passim, bes. S.94ff. - Im Hinblick auf die Elsässer Niederungsburgen behandelt das Problem Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) S.6ff. (mit zahlreichen Hinweisen).
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vermuten, daß die Burggebäude ursprünglich in Holzbauweise ausgeführt waren, im Verlaufe des späteren Mittelalters dann jedoch von Steinbauten abgelöst wurden. Dafür sprechen jedenfalls offenbar noch im Jahre 1758 sichtbare Reste122.
Den von Wall und Doppelgraben geschützten Burghügel dürften dem Luftbild von 1967 zufolge noch weitere, vorburgartige Anlagen umgeben haben123. Wohl kaum zufällig zeigt das Foto zahlreiche dunkle Verfärbungen südlich und südöstlich der Kreisgräben; und nahe der Stelle, wo der Bachlauf auf das Grabensystem trifft, fallen Unregelmäßigkeiten auf, die auf eine Brücke vom Burginnern nach außen deuten mögen. Soweit zu den Anhaltspunkten, die das Luftbild darbietet.
Nachdem auf der Vörstetter Burgstelle bereits seit Jahren mittelalterliche Scherben aufgesammelt worden waren, berührten 1980 Kanalisationsarbeiten beim Bau eines Regenwasserklärbeckens das Gelände. Leider konnte damals keine planmäßige Ausgrabung, sondern nur eine Befunddokumentation in dem bereits ausgebaggerten Kanalgraben vorgenommen werden. Dieser zog sich entlang des linken Mühlbachufers und dürfte Teile des Grabensystems zerstört haben, während der zentrale Burgplatz vermutlich unberührt blieb. Er ist allerdings - wie die gesamte Anlage - durch die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes (Maisanbau!) akut gefährdet; eine gründliche und planmäßige archäologische Untersuchung ist dringend angezeigt: Es wäre eine Rettungsgrabung!
Die aufgesammelten Scherben datieren großenteils ins 13./14.Jahrhundert124; vielleicht wird die noch ausstehende Bearbeitung dieses Materials erste Anhaltspunkte hinsichtlich der Fragen erbringen, welche die Vörstetter Niederungsburg aufgibt, beispielsweise, ob ihre Anfänge bereits in der Zähringerzeit zu suchen sind. Herren »von Vörstetten«, Personen also, die als ehemalige Burgbewohner vor allem in Frage kommen, genauer, Ministeriale der Zähringer, kennen wir nämlich schon im 12. Jahrhundert. Während der Ort erstmals 993123 und dann 1008 bezeugt ist (Verstat, Ferstete, Wersteten)n<', treten in den Zähringer Urkunden seit 1111 als Zeugen Leute »aus dem Hause des Herzogs« (de domo ducis) auf, die sich nach Vörstetten zubenennen: zunächst Berewardus de Verstat117,
122 Vgl. ebd., S. 16 mit interessanten statistischen Angaben zu solchen späteren Veränderungen. In eine >Wasserburg< im Sinne des bei Salch, Dictionnaire (wie Anm. 9) S. 360 f. vorgeschlagenen Typus ist Vörstetten allerdings nicht umgewandelt worden. - Zur Zeitstellung der kastellartigen Burgtypen: Meck-seper (wie Anm. 144).
123 Dazu allg. Hinz (wie Anm. 44) S.45ff.; zum folgenden S. 44f.
124 Freundliche Auskunft von Herrn Dr. P. Schmidt-Thome, LDA-Freiburg.
125 Carl George Dümge, Regesta Badensia. Urkunden des Großherzoglich Badischen General-Landes-Archives von den ältesten Zeiten bis zum Schlüsse des 12. Jahrhunderts (Karlsruhe 1836) S. 12 Nr. A. 33 « MGH DO III Nr. 129 (ohne die von den jeweiligen Herausgebern besprochene Interpolation); vgl. jetzt: Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 50 ff. Nr. 29-30. - Zu bedenken bleibt freilich auch, daß die Zuordnung der Burgstelle zum Dorf Vörstetten in der schriftlichen Überlieferung letztendlich nicht explizit bezeugt ist. Die Wildbannurkunde von 1008 (MGHDHII Nr. 188) nennt nächst Vörstetten den (heute wüsten) Ort Thiermondingen (TK 7912: >ehem. Thirmendingen<) auf Vörstetter Gemarkung, der allerdings von der ehemaligen Tiefburg erheblich weiter entfernt liegt als das Dorf Vörstetten selbst; vgl. Albert Krieger, Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden 2 (Heidelberg 21905) Sp. 1185 f.; vgl. jetzt die Karte abgegangene agrarische und gewerbliche Siedlungen ...< (wie Anm. 38) mit Beiwort von Schaab.
126 Joseph Trouillat, Monuments de l'histoire de l'ancien eveche de Bäle 1 (Porrentruy 1852) S. 149ff. Nr.93, ferner Nr.94 = MGHDHII Nr. 188; vgl. dazu jetzt: Die Zähringer 2 (wie Anm.29) S.227f. Nr. 183 (mit Hinweisen).
127 Michael Borgolte, Urkunden zu den Besitzstreitigkeiten zwischen den Klöstern St. Gallen, St. Peter und St. Märgen (1111-1136) (Kelten und Alemannen im Dreisamtal, wie Anm. 94) S. 174 Nr. 1 Z. 92-3; vgl. jetzt auch: Die Zähringer 2 (wie Anm.29) S. 129f. Nr. 101-102.
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dann Reginhardus (vor 1146), Bertboldusm, schließlich Woltems und Cuonradus de Virstetin (1179)129.
Wenn angesichts der Quellenlage unklar bleibt, wie sich die Besitz- und Herrschaftsverhältnisse im hochmittelalterlichen Vörstetten entwickelten, so seien doch einige Stationen genannt, die in der Überlieferung aufscheinen. Der Weiler nordwestlich Zähringens zählt nicht zu den ältesten mittelalterlichen Orten im Breisgau, deren Namen auf -ingen oder -heim enden und die meist nahe des Schwarzwaldrandes auf der »Hochterrasse« des Rheintals entstanden130. Ortsname und vorgeschobene Position in der Rheinebene weisen darauf hin, daß Vörstetten eine Siedlung des frühmittelalterlichen Landesausbaus, aus der Karolinger- und Ottonenzeit ist. Der Sulzburger Überlieferung zufolge gelangte der Ort um die Jahrtausendwende aus den Händen des Breisgaugrafen Birchtilo an dessen Kirchengründung St. Cyriak, 1008 schließlich mit dem mittlerweile an der Cyriakkirche eingerichteten Kloster an das Hochstift Basel; ob diese Traditionen jeweils den gesamten Ort Vörstetten oder nur Teile desselben betrafen, bleibt freilich offen, ebenso sein weiteres Schicksal bis zum ersten Auftreten der Zähringer Ministerialen »von Vörstetten« im Jahre 1111. In der bekannten Wildbannurkunde Heinrichs II. für den Basler Bischof, die gewiß nicht zufällig im gleichen Jahr ausgestellt wurde, da Sulzburg mit sämtlichem Zubehör an Basel fiel, erscheint Vörstetten unter anderen Orten lediglich als »Grenzmarke« des in diesem Dokument umschriebenen Wildbannes im Breisgau.
Wie Vörstetten und die sich spätestens seit 1111 nach dem Ort zubenennenden Leute unter die Herrschaft der Zähringer gerieten, oder ob sie dort von den Herzogen installiert worden sind, wissen wir nicht. Aber ähnliches gilt eben bezeichnenderweise auch für die Beziehungen der Zähringer zur Basler Bischofskirche insgesamt131 und ebenso für die Frühgeschichte der im Breisgau besonders zahlreichen und dichten Schar zähringischer Ministerialen132, so daß die Vörstetter Problematik als exemplarisch für diese Fragenkomplexe aus der hochmittelalterlichen Landesgeschichte des Breisgaus genommen werden darf. Sicher ist nur eines: Die Lage Vörstettens in unmittelbarer Nachbarschaft des
128 Friedrich von Weech, Der Rotulus Sanpetrinus nach dem Original im Großherzoglichen General-Landesarchiv in Karlsruhe (Freiburger Diözesan-Archiv 15, 1882) S. 150 sowie S. 167; vgl. Heyck (wie Anm. 6) S. 558; Krieger (wie Anm. 125) Sp. 1296-1298.
129 Eduard Heyck, Urkunden, Siegel und Wappen der Herzoge von Zähringen (Freiburg i. Br. 1892; ND in: Heyck, wie Anm. 6, im Anhang) S. 15f. Nr. XII; Abb.: Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 58f. Nr. 35 Abb. 40.
130 Dazu Hildegard Graf - Hans Jänichen, Karten IV/2-3 >Der alemannische und fränkische Siedlungsraum: 1. Ortsnamen auf -ingen, -heim und -dorf<, sowie Dies., >... 2. Ortsnamen auf -hausen, -hofen, -Stetten, -statt und -weiler< (Historischer Atlas von Baden-Württemberg, wie Anm. 34); vgl. jetzt Dieter Geuenich in diesem Band S. 207ff.
131 So bereits Heyck (wie Anm. 6) S. 500ff.; vgl. Heinrich Büttner, Die Zähringer im Breisgau und Schwarzwald während des 11. und 12. Jahrhunderts (Schauinsland 76, 1958, S. 3-18; wiederabgedruckt in: Schwaben und Schweiz im frühen und hohen Mittelalter. Gesammelte Aufsätze von Heinrich Büttner, hg. von Hans Patze = Vorträge und Forschungen 15, Sigmaringen 1972) S. 143-162, und Ders., Basel, die Zähringer und die Staufer. Studien zum politischen Kräftespiel am Oberrhein im 11./12.Jahrhundert (Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 57, 1958, S. 5-22; wiederabgedruckt in: Schwaben und Schweiz) S. 209-224; jetzt auch: Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 114f.
132 Uber die Zähringerministerialen ist seit Heyck (wie Anm. 6) S. 539-559 (mit Verzeichnis) kaum mehr geforscht worden. Kartierungen bei Kohler (wie Anm. 3) S. 11, und jetzt: Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 54-56 mit Abb. 38. - Allg. und landschaftsübergreifend zuletzt: Benjamin Arnold, German Knight-hood 1050-1300 (Oxford UP 1985); ferner Günther Bradler, Studien zur Geschichte der Ministerialität im Allgäu und in Oberschwaben (Göppinger akademische Beiträge 50, 1973); zum Breisgau beispielsweise Josef Fleckenstein, Vom Rittertum der Stauferzeit am Oberrhein (Alemannisches Jahrbuch 1979/80) S.21-42.
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breisgauischen Besitzkerns der Zähringer und nahe der Zähringerburg erklärt natürlich das starke Interesse der Herzoge für den Ort am Rande des Basler Wildbannbezirkes133.
Nachdem schon während der letzten Jahrzehnte der Zähringerherrschaft, seit 1179, Ministerialen »von Vörstetten« höchstwahrscheinlich nicht mehr bezeugt sind, nehmen in späteren Zeiten andere ehemalige Zähringer Dienstleute, die Falkensteiner, Rechte im Dorf wahr, deren Vögte seit 1374 in der Uberlieferung greifbar sind. Gericht, Zwing und Bann der Falkensteiner, schließlich dann der Markgrafen von Baden-Hachberg (seit 1405), sind später in Vörstetten nachweisbar134. Damit ist der Personenkreis umrissen, in dessen Händen sich die Tiefburg bis ins 16. Jahrhundert befunden haben dürfte. Während 1758 jedenfalls noch substantielle Reste der Anlage sichtbar gewesen zu sein scheinen135, ist sie heute nur noch mithilfe der oben beschriebenen Prospektion im Geländerelief und durch Lesefunde erkennbar.
Einige abschließende Bemerkungen mögen, soweit dies heute möglich ist, den Standort der Vörstetter Niederungsburg im Rahmen des Burgenbaus am Hoch- und Oberrhein verdeutlichen. Angesichts des desolaten Kenntnisstandes kann es dabei freilich nur um erste, tastende Schritte gehen. In erster Linie kommen die Zähringerburgen in Frage136, bei denen zumindest ein Vergleich hinsichtlich Größe und Typ gelingen dürfte, obgleich viele dieser Monumente des 12. und frühen 13.Jahrhunderts nicht mehr aufrechtstehen. Betrachtet man die Vörstetter Burgstelle im ganzen, so besaß sie beträchtliche Ausmaße. Ihr Durchmesser über Wall und Graben betrug rund 65 m137. Das eigentliche Burgplateau im Zentrum für sich genommen bot mit knapp 20 m Durchmesser jedoch keinen Raum für ein mächtiges Gebäude, wie es uns alte Ansichten für die Zähringerburgen über Freiburg im Breisgau138 und in Breisach139 bezeugen. Und mit dem in Bern ergrabenen zähringischen Donjon der Nydegg140 sowie dem noch fast vollständig erhaltenen Thuner Schloß aus der Zeit Herzog Bertolds V. (f 1218)141 könnte Vörstetten einen Vergleich nicht bestehen und schon gar nicht mit der »Pfalzburg« der Zähringer zu Burgdorf142, denn die genannten Donjons maßen zwischen 20 und 30 m Seitenlänge, die von Wall und Graben umfangenen inneren Burgplätze allein besaßen Dimensionen, welche die Gesamtanlage in Vörstetten übertrafen.
133 Vgl. die Bemerkungen von Büttner, Basel, die Zähringer und die Staufer (wie Anm. 131) S.216. -Auf die alten Rechte des Klosters Sulzburg in Vörstetten verweist noch im späteren Mittelalter der >Sultzhof<, den die Klosterfrauen 1347 an die Johanniter zu Freiburg verkauften: Krieger (wie Anm. 125) Sp. 1297.
134 Ebd., Sp. 1296-1298.
135 Ortsakten LDA-Freiburg.
136 Darauf wies zuletzt wieder hin Jürg Schweizer in dem Vortrag: >Das zähringische Burgdorf< (Freiburg i. Br., 11. Juni 1986).
137 Da ein Aufmaß mit Eintragung der Isohypsen bislang nicht vorliegt, müssen die hier genannten Maße einem Vergleich von Luftbild und Topographischer Karte entnommen werden und entbehren daher der erwünschten Genauigkeit. Der von Michael Müller-Wille, Mittelalterliche Burghügel (>Motten<) im nördlichen Rheinland (Beihefte der Bonner Jahrbücher 16, Köln - Graz 1966) S.6ff. erarbeiteten Einteilung zufolge (>große<, >normale< und >kleine< Motten nach Maßgabe der Hügelhöhe) würde Vörstetten zu den >kleinen< Motten rechnen, während der Hügeldurchmesser allerdings beachtlich wäre und eher zu einer Eingruppierung unter die >normalen< Motten führte.
138 Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S.229f. Nr. 185 sowie S. 149 Nr. 112; vgl. auch S.33ff. Nr. 14 (mit Hinweisen).
139 Ebd., S. 281 f. Nr. 246 sowie S. 91 f. Nr. 69 mit Abb. 56.
140 Ebd., S.250 Nr. 206. - Hier maß der von den Befestigungswerken umschlossene, ovale innere Burgplatz im Durchmesser ca. 60-70 m.
141 Ebd., S. 274 Nr. 239.
142 Ebd., S. 282 f. Nr. 247.
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Der Prospektion zufolge und im Lichte von Vergleichsbeispielen im Elsaß und in der Schweiz ist davon auszugehen daß das zentrale kreisförmige Plateau der Vörstetter Burg ursprünglich zwar ebenfalls ein eingliedriges Hauptgebäude, einen Wohnturm trug. Aber mehr als rund 10 m kann dessen Seitenlänge nicht betragen haben. Die genannten Größenverhältnisse würden sich gut zu dem fügen, was man aus dem Elsaß weiß143. Was nun den Typ der Vörstetter Anlage betrifft, kann zwar allgemein festgehalten werden, daß es sich um den altertümlichen, fast könnte man sagen, urtümlichen Typ der Rundburg handelt, doch könnte dieser Anhaltspunkt allein nicht eine Frühdatierung ins 11./12. Jahrhundert rechtfertigen. Betrachtet man aber die schriftliche Überlieferung und die Gestalt der Burg in der Zusammenschau, so wird man sagen dürfen: Die Anlage von Vörstetten könnte sehr wohl bereits unter der Zähringerherrschaft, im 12.Jahrhundert, entstanden sein144. Dann würde man die Bauherren unter den genannten zähringischen Ministerialen »von Vörstetten« oder in ihren Herren, den Herzogen von Zähringen, suchen. Der Burgentyp, dem Vörstetten zugehört, war freilich weit verbreitet, und wir kennen zu wenige der Zähringerburgen im Flachland gut genug, um mehr als die allgemeine Vermutung äußern zu können, die Herzoge und ihre Klientel hätten während des 12. Jahrhunderts einfache und althergebrachte Burgentypen bevorzugt145.
Die Schar der Zähringer Vasallen und Ministerialen war groß und erwuchs zum einen aus dem vor der Übersiedelung Bertolds I. in den Breisgau dort ansässigen Adel, aber auch aus Leuten, die den Herzogen aus Innerschwaben an den Oberrhein folgten. Deshalb steht zu vermuten, daß die familia ducis, die in den Zeugenreihen der Zähringerurkunden immer wieder belegt ist, zumindest ihrer Herkunft nach eine in sich differenzierte und nicht sehr homogene Gruppe bildete146; Rangabstufungen innerhalb der Zähringer Ministerialität
143 Vgl. Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) S. 35 f.
144 Vgl. die Bemerkungen ebd., S. 34ff., über die Zeitstellung und die >Herren< der Elsässer Motten; wichtig auch der Exkurs >Die Ministerialen-Burgen< bei Klewitz (wie Anm. 147) S. 99ff., sowie Metz (wie Anm. 14) S. 13 f. - Allg. Hinz, Marechal sowie Brachmann (alle wie Anm. 44), ferner: Walter Janssen, Sozial- und verfassungsgeschichtliche Probleme der Burgen vom Motten-Typus. Ein Diskussionsbeitrag aus historischer Sicht (Chäteau Gaillard. Etudes de Castellologie medievale 6, Caen 1972) S. 121-124; Andre Debord, Motte castrale et habitat chevaleresque (Melanges d'archeologie et d'histoire medievales, wie Anm. 156) S. 83-89. - Eine Reihe bischöflich-straßburgischer Ministerialenburgen ist bereits vor 1200 schriftlich bezeugt: Burnouf (wie Anm. 90) S. 187ff.
145 Vgl. etwa die flandrischen Anlagen: Johnny de Meulemeester, Mottes castrales du Comte de Flandre. Etat de la question d'apres les fouilles recentes (Chäteau Gaillard. Etudes de Castellologie medievale 11, Caen 1983) S. 101-115; zahlreiche Beispiele gibt Hinz (wie Anm. 44) passim, bes. S. 86ff., wo auch auf die bekannten Darstellungen des Teppichs von Bayeux verwiesen wird. - Im Hinblick auf die Diskussion um die Zähringer Donjonburgen und ihre Herkunft (Schlippe, Burgen der Zähringer, wie Anm. 3, S. 273 ff.) wäre darauf hinzuweisen, daß dieser Typ auch schon früh im südlichen Glacis des burgundischen Zähringerlandes, in Savoyen und an der Isere begegnet: Michel Colardelle - Chantal Mazard, Les mottes castrales et l'evolution des pouvoirs dans les Alpes du Nord. Aux origines de la seigneurie (Chäteau Gaillard. Etudes de Castellologie medievale 11, Caen 1983) S. 69-89 (mit Hinweisen). -Fürs Elsaß Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) bes. S. 16 f. - Zu den nachzähringischen Entwicklungen im südwestdeutschen, elsässischen und schweizerischen Burgenbau: Cord Meckseper, Ausstrahlungen des französischen Burgenbaus nach Mitteleuropa im 13. Jahrhundert (Beiträge zur Kunst des Mittelalters. Fs. f. Hans Wentzel zum 60. Geburtstag, hg. von Rüdiger Becksmann - Ulf-Dietrich Korn - Johannes Zahlten, Berlin 1975) S. 135-144; ferner Meyer (wie Anm. 156) S. 287-293. - Allg. zum Forschungsstand über Burgen informiert laufend - das sei hier angefügt - die Serie der Kolloquiumsakten >Chäteau Gaillard< (zuletzt Bd. 13, 1986); wichtig auch die Sammelbände: Melanges d'archeologie et d'histoire medievales (wie Anm. 156); Medieval Moated Sites, ed. F. A. Aberg (CBA Research Report Nr. 17, London 1978); ferner: Medieval Moated Sites in North-West Europe, ed. F. A. Aberg and A. E. Brown (British Archaeological Reports, International Series 121, Oxford 1981).
146 Hierzu allg. Arnold (wie Anm. 132) S. 248 ff.
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treten vielleicht nicht nur in der Wahrnehmung von »Ehrenämtern« am Herzogshof (bezeugt sind ein Marschall und ein Truchseß)147, der Ausübung weltlicher Herrschaft über Kirchen (Vogtei) und in kostbaren Stiftungen, etwa an Klöster, zutage148, sondern möglicherweise auch im Burgenbau. Die Herren »von Staufen«, jedenfalls zeitweilig zähringische Ministeriale auf dem imposanten Inselberg am Ausgang des Münstertales, geben ein Beispiel dafür149; ihre Position dürfte de facto nicht erheblich anders als die der edelfreien Nimburger Grafen, der wichtigen Zähringervasallen im nördlichen Breisgau150, gewesen sein. Ähnliches gilt wohl auch für den zweiten bezeugten Hofamtsinhaber, den dapifer Werner von Rheinfelden151, der vielleicht die nicht minder eindrucksvolle Burg auf der felsigen Insel im Hochrhein verwaltete152. Der faszinierende Prozeß der Herausbildung des Rittertums an der Schwelle zum Spätmittelalter dürfte bei sorgfältiger Untersuchung unter anderem auch an den Burgen ablesbar werden.
Zahlreichen anderen Fragen, wie der nach der Lage der Burgen im Gelände, in bezug auf die Siedlungen, ihrer Rolle im Rahmen des hochmittelalterlichen Landesausbaus im Schwarzwald, hinsichtlich des Silberbergbaus usw.153 wird ein Burgenbuch des Breisgaus gesteigerte Aufmerksamkeit widmen müssen. Im Zusammenhang des Bergbaus auf Silber werden in der Literatur immer wieder einige besonders exponiert gelegene Burgen genannt, beispielsweise die Keppenbach, Gem. Freiamt154. Zweifellos entstand diese Burg in unmittelbarer Nähe von Silbervorkommen, die im späteren Mittelalter nachweislich durch Bergbau erschlossen waren155. Systematische Forschungen um das Thema »Burg und Bergbau« sind jedoch noch nicht geleistet, hierzu fehlen bislang auch die Grundlagen wie etwa vergleichende Kartierungen156. Die landesgeschichtlichen Ziele und Perspektiven des hier zu erläuternden Burgenprojekts hätten anhand vieler anderer Einzelprobleme oder Burgenbeispiele dargesellt werden können. Ich denke etwa an die Problematik der ältesten schriftlichen Bezeugung von Adelsburgen im Breisgau157, an den Auftakt der Zähringer-
147 Und zwar in der Urkunde Bertolds IV. für das Cluniazenserpriorat Rüeggisberg südlich von Bern (1175 Oktober 6), wo es heißt: ...et de familia ducis: marescalcus Gotefridus de Stoufen. et dapifer Garnerus de Rinfelden... (Heyck, wie Anm. 129, S. 11 Nr. VIII). - Zu den Ämtern vgl. allg. beispielsweise Hans-Walter Klewitz, Geschichte der Ministerialität im Elsaß bis zum Ende des Interregnums (Frankfurt/Main 1929) S. 14ff. und Joachim Bumke, Höfische Kultur: Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter 1 (München 1986) S. 262 ff.
148 Ein hervorragendes Beispiel ist das Trudperter Kreuz (Die Zähringer 2, wie Anm. 29, S. 61 ff. Nr. 37), welches wohl eben jener marescalcus Gotefridus und Anna (von Staufen) dem von ihnen bevogteten Kloster St. Trudpert im Münstertal stifteten. - Zum Kloster St. Trudpert und zur Vogteifrage: Beiträge zur Geschichte von St. Trudpert, hg. von Theodor Mayer (Veröffentlichungen des Oberrheinischen Instituts für geschichtliche Landeskunde Freiburg i. Br. 3, 1937) bes. S. 19 ff. sowie den Beitrag von Büttner (S. 138 ff.).
149 Vgl. Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 59 ff. Nr. 36.
150 Oben Anm. 100.
151 Oben Anm. 147.
152 Meyer, Burgen von A bis Z (wie Anm. 23), Art. >Rheinfelden, Stein< S. 76f.
153 Vgl. etwa die bei Burnouf, Les mottes castrales (wie Anm. 10) S. 16 ff. angeschnittenen Fragen.
154 Bender - Knappe - Wilke (wie Anm. 25) S. 87f.
155 Zum Bergbau am Oberrhein jetzt: Die Zähringer 2 (wie Anm. 29) S. 43-45 (mit Hinweisen), sowie Heiko Steuer in diesem Band S. 387ff.
156 Vgl. die Kartenbeilage >Bergbau auf Silber...» in: Die Zähringer 2 (wie Anm. 29).
157 Hierher gehört beispielsweise das Problem der Lokalisierung jener Burg Falkenstein, die im Zusammenhang mit dem Aufstand Herzog Emsts von Schwaben in den - bald danach niedergeschriebenen -Größeren St. Galler Annalen zum Jahr 1030 bezeugt ist: 1030. ...Interim Emest quondam dux cuidam Castro, quod Falchenstein dicitur, cum praedicto Werinhero milite suo insedit locaque vicina cum incolis non minima clade afßixit. Sed comes quidam Manegolt dictus, hoc vice imperatoris dolens, cum eo praelium
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herrschaft am Oberrhein, der neulich von Karl Schmid eingehend behandelt worden ist158 (unter dem bezeichnenden Thema »Die Burg Wiesneck und die Eroberung des Breisgaus durch Berthold II. im Jahre 1079«) usf. Gewählt habe ich indessen eine bislang fast unbekannte Burgstelle, die auf den ersten Blick nebensächlich scheinen könnte, die Niederungsburg von Vörstetten. Sie bot sich - wie ich meine - insbesondere deshalb an, weil sie exemplarisch verweist auf interdisziplinäre Aspekte moderner Burgenforschung. Zwar besteht für den mittelalterlichen Breisgau bislang kein heutigen Anforderungen genügender Burgenkatalog und wenn auch ein solches Werk für das Fortkommen der Forschung wohl das vordringlichste Desiderat wäre, so vermag gerade das Beispiel Vörstetten auf die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit von Landesgeschichte, Denkmalpflege, Kunstgeschichte und Archäologie und anderen Fächern am deutlichsten hinzuweisen. Manche Burgen, namentlich Höhenburgen, sind Baudenkmäler; ihre Reste wollen fachgerecht gepflegt sein, und diese Aufgabe ist nur in enger Verzahnung mit historischen und baugeschichtlichen Forschungen zu bewältigen159. Alle Burgen, und dies gilt in besonderem Maße für die obertägig meist verschwundenen Niederungsburgen, sind Bodendenkmäler. Sie fordern die Bodendenkmalpflege und die Landesgeschichte, das Zusammenwirken beider, in noch höherem Maße heraus, denn oft sind sie - wie das Beispiel Vörstetten besonders deutlich vor Augen führen kann - vielfältigen Gefährdungen ausgesetzt160. Unsere Katalogisierung und Untersuchung der Breisgauer Burgen wird
commisit. In quo uterque illorum cecidit aliique quamplurimi utrimque sunt interfecti Annales Sangallenses maiores, hg. von Carl Henking (Die annalistischen Aufzeichnungen des Klosters St. Gallen. Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte, hg. vom historischen Verein in St. Gallen 19, 1884) S. 311 f. - Zur Datierung der Niederschrift: Johanne Autenrieth, Der Codex Sangallensis 915. Ein Beitrag zur Erforschung der Kapiteloffiziumsbücher (Landesgeschichte und Geistesgeschichte, Fs. f. Otto Herding zum 65. Geburtstag, hg. von Kaspar Elm - Eberhard Gönner - Eugen Hillenbrand = Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen 92, Stuttgart 1977) S.50f.; Eckhard Freise, Kalendarische und annalistische Grundformen der Memoria (Memoria. Der geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter, hg. von Karl Schmid - Joachim Wollasch = Münstersche Mittelalter-Schriften 48, München 1984) S. 481 ff. -Henking (S. 312 Anm. 263) sucht das Castrum Falchenstein, das nicht nur in den St. Galler Annalen, sondern auch bei Wipo und Hermann von Reichenau erwähnt wird (Harry Bresslau, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad IL, Leipzig 1879, Bd. 1, S.288f. und S. 301 ff.), in der gleichnamigen Burg bei Schramberg; vgl. auch Paul Kläui, Die schwäbische Herkunft der Grafen Werner (Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde 69, 1958) S. 10; Ders. (wie Anm. 20) S. 34; vgl. H.-M.Maurer, Die Entstehung (wie Anm.40) S.302f. - Es gibt indessen eine ganze Reihe von Burgen dieses Namens, von denen eine weitere im Schwarzwald liegt, nämlich die Falkenstein im Höllental, die -wenn sie gemeint ist - die ältestbezeugte Burg im Breisgau wäre. - Für das südliche Elsaß beschäftigt sich mit der Problematik der ältesten schriftlichen Burgbezeugungen neuerdings Christian Wilsdorf, L'appa-rition des chäteaux en Haute-Alsace d'apres les textes, 1000-1200 (Archeologie militaire. Les pays du nord = Actes du 101e Congres national des Societes savantes, Section d'archeologie et d'histoire de l'art, Lille 1976, 1978) S. 61-76. - S. jetzt auch meinen Anm. 165 zitierten Beitrag.
158 Schmid (wie Anm. 98).
159 Vgl. etwa die entsprechenden Beiträge in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1985 (Stuttgart 1986): Hartmut Schäfer, Archäologische Untersuchungen auf Burg Amlishagen, Stadt Gerabronn, Kreis Schwäbisch-Hall (S. 257-260); Dietrich Lutz - Hans Peters, Die Ruine Mandelberg bei Bösingen, Gemeinde Pfalzgrafenweiler, Kreis Freudenstadt (S. 254-256); Margarete Walliser - Matthias Untermann, Neufunde spätstaufischer Architekturfragmente von Burg Ebersberg, Gemeinde Auenwald, Rems-Murr-Kreis (S. 204-208); Dietrich Lutz, Mittelalterliche Burgen. Bemerkungen zu ihrer archäologischen Erforschung (Archäologie in Württemberg. Ergebnisse und Perspektiven, hg. von Dieter Planck, Stuttgart 1988). - Vgl. auch die Bemerkungen von Walter Sage, Ausgrabungen an mittelalterlichen Burgen Südbayerns (Archäologisches Korrespondenzblatt 11, 1981) S. 255-269, sowie Werner Meyer (Arx, wie Anm. 16) S.38.
160 Vgl. Planck (wie Anm. 157) S. 21 ff.; Struck (wie Anm. 118) S. 3ff.
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sicherlich eine wichtige Grundlage für die künftige Erforschung der Burgenlandschaft des mittelalterlichen Oberrheinlandes schaffen können; das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß eine landeskundlich-prospektive Inventarisierung, wie wir sie im Rahmen unseres Projektes anstreben, die notwendige Spatenforschung - Burgengrabungen, die in unserem Arbeitsgebiet noch fast völlig fehlen161 - vielleicht fördern, aber gewiß nicht ersetzen kann. Wesentliche landesgeschichtliche Fragen und Probleme wird - ähnliches gilt ja auch für Königshöfe und Pfalzen162, Siedlungen und Wüstungen163 - vor allem künftige Archäologie der Klärung näherführen müssen, denn allein sie vermag unseren Bestand an Quellen noch entscheidend zu vermehren. Zu der Hoffnung, auch im Breisgau möge die Burgenarchäologie bald Fortschritte verzeichnen können, gibt die Einrichtung des Forschungsverbundes »Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends in Südwestdeutschland« durch die Provinzialrömische Archäologie, die Ur- und Frühgeschichte sowie die Landesgeschichtliche Abteilung des Historischen Seminars an der Universität Freiburg umsomehr Anlaß, als dem hier vorgestellten, vorwiegend von der Landesgeschichte getragenen Forschungsvorhaben »Hoch- und spätmittelalterliche Burgen« eine »Verlängerung« in die Frühgeschichte, getragen vom Institut für Ur- und Frühgeschichte, zur Seite treten soll164: die Erforschung der alamannischen Höhensiedlungen und der merowinger- sowie karolingerzeitlichen Burganlagen am Oberrhein165.
161 Und wenn gegraben wurde, liegt kein entsprechender Bericht vor: Werner Meyer, Runde Haupttürme auf Burgen in der Umgebung Basels (Melanges d'archeologie et d'histoire medievales en l'honneur du Doyen Michel de Boüard = Memoires et documents publies par la Societe de l'Ecole des Chartes 27, Geneve - Paris 1982) S.288 mit Anm. 10; vgl. auch C. A. Müller (wie Anm. 3) S. 118.
162 Vgl. Fleckenstein (wie Anm. 75) S. 111; ferner Zotz (wie Anm. 75) S. 123.
163 Vgl. Peter Marzolff, Befunde und Probleme der Frühmittelalterarchäologie im Oberrheinraum (Koldewey-Gesellschaft. Vereinigung für baugeschichtliche Forschung e.V., Bericht über die 30. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung vom 24.-28. Mai 1978 in Colmar, 1980) bes. S. 73 ff.; Dieter Planck, Archäologische Denkmalpflege in Baden-Württemberg (Der Keltenfürst von Hochdorf. Methoden und Ergebnisse der Landesarchäologie, Katalog zur Ausstellung in Stuttgart, 1985) bes. S. 21 ff.; Gerhard Fingerlin, Hüfingen, ein zentraler Ort der Baar im frühen Mittelalter (ebd.), bes. S.416.
164 Steuer (wie Anm. 52) S. 176.
165 Nachtrag: Seit der Fertigstellung des Manuskripts 1986 erschienene Literatur konnte nur in bescheidenem Rahmen nachgetragen werden, der Text wurde inhaltlich nicht verändert, sondern repräsentiert bewußt die Überlegungen, die am Anfang des Vorhabens standen und beim Kolloquium vorgetragen wurden. Mittlerweile ist das Burgenprojekt der Landesgeschichte fortgeschritten, wie unter anderem folgende Arbeiten, die aus ihm hervorgegangen sind, dokumentieren: A.Z., Zähringerburgen. Versuch einer landesgeschichtlichen und burgenkundlichen Beschreibung der wichtigsten Monumente in Deutschland und in der Schweiz (Die Zähringer. Schweizer Vorträge und neue Forschungen, hg. von Karl Schmid = Veröffentlichungen zur Zähringer-Ausstellung III, Sigmaringen 1989); A. Z. und Regina Dennig, Die Burgen in Nimburg, Köndringen und Landeck (Ortsgeschichte der Gemeinde Teningen, im Druck); A. Z., Frühe Burgen im Breisgau. Überlegungen zu den Anfängen adligen Burgenbaus am südlichen Oberrhein (Vortrag beim 2. Internationalen Colloquium zur oberrheinischen Geschichte: Frühe Burgen am Oberrhein, Freiburg i. Br., 23. Oktober 1987, in Druckvorbereitung), vgl. dazu Hans Wilhelm Heine, Tagungsbericht 2. Internationales Colloquium zur oberrheinischen Geschichte: Frühe Burgen am Oberrhein (Burgen und Schlösser. Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung 29, 1988) S.44. In Arbeit befindet sich ferner ein Beitrag zum Burgenbau der Markgrafen von Baden.
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